Blick auf den Hausweiher in der Westerwälder Seenplatte - Foto: Wolfgang Burens
Die Westerwälder Seenplatte
Sieben Seen – ein Vogelparadies


Inmitten der waldreichen Mittelgebirgslandschaft des Westerwaldes liegt die Westerwälder Seenplatte zwischen Hachenburg und Montabaur. Seit dem 17. Jahrhundert wurden die sieben miteinander verbundenen Teiche zur Fischzucht genutzt und bereichern die stark durch Wald geprägte Landschaft des Westerwaldes um wasserreiche Lebensräume. Daher ist die Seenplatte Heimat für Vogelarten mit unterschiedlichsten Lebensraumansprüchen und ein überregional bedeutsames Rastgebiet während des Vogelzugs.
Heimat für etwa 250 Vogelarten

Raufußkauz und andere schützenswerte Arten brüten in den Wäldern der Westerwälder Seenplatte. - Foto: Christoph Bosch
Mit ihren Freiwasser- und flachen Uferzonen, Röhricht- und Seggenbeständen sowie den angrenzenden Bruchwäldern und Grünländereien bietet die alte Teichlandschaft nicht nur Wasservögeln wie Zwergtaucher und Rothalstaucher, Reiherente und Tafelente, Wasserralle und Teichrohrsänger ein Zuhause. Auch Schwarzstorch, Fischadler und Silberreiher schätzen das reiche Nahrungsangebot der Weiher. Bei Absenken der Wasserstände entstehen große Schlammflächen, die wertvolle Rastflächen für ziehende Watvögel wie Alpenstrandläufer, Bekassine und Flussregenpfeifer sind. In den Wäldern der Westerwälder Seenplatte brüten schützenswerte Arten wie Rauhfußkauz, Waldschnepfe und Turteltaube.
Vogelparadies bewahren: der 1. Schritt auf einem langen Weg
Um diese europaweit bedeutsame Seenlandschaft auf Dauer zu bewahren, erwarb die NABU-Stiftung im Herbst 2019 den Dreifelder Weiher, den Haidenweiher, den Hofmannsweiher, den Brinkenweiher, den Postweiher, den Hausweiher sowie den Wölferlinger Weiher in einem Gesamtumfang von 228 Hektar. Als Eigentümerin kann sie ihre schützende Hand über die Gewässer halten.
In Kooperation mit dem Land Rheinland-Pfalz wird die NABU-Stiftung die Gewässer künftig so entwickeln, dass sie als wertvoller Lebensraum für die hier lebenden Tiere und Pflanzen erhalten bleiben. Hierfür sind wasserbauliche Sanierungsmaßnahmen und naturschutzfachliche Arbeiten geplant. Im Sinne des NABU-Slogans "Für Mensch und Natur" wird sich die NABU-Stiftung darum bemühen, die Menschen und Besucher der Region in den Schutz der Natur einzubinden. Hierfür gilt es, in Zusammenarbeit mit dem NABU Rheinland-Pfalz, den Kommunen sowie den Akteuren vor Ort Konzepte für Umweltbildungsmaßnahmen, Maßnahmen zur Besucherlenkung sowie Maßnahmen zur Akzeptanzförderung zu entwickeln.

Der Kauf der Westerwälder Seen wurde mit Hilfe von Spenden ermöglicht. Im Namen der Natur bedanken wir uns bei allen Spendern und Spenderinnen für diese wertvolle Unterstützung!
Mehr Information
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Auf der Suche nach dem Wasserdrachen
Die Westerwälder Seenplatte in Rheinland-Pfalz ist Heimat für zahlreiche Amphibien. Auch der bedrohte Kammmolch wurde jetzt nachgewiesen. Mehr →
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Wasserabsenkung am Dreifelder Weiher
Die NABU-Stiftung setzt aktuell eine angeordnete Wasserabsenkung am Dreifelder Weiher um, weil die Anlage zur Hochwasserentlastung defekt ist. Mehr →
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Im Einsatz für das Vogelparadies
An der Westerwälder Seenplatte in Rheinland-Pfalz ließ die NABU-Stiftung im Herbst den Haiden- und Hausweiher erstmalig seit dem Erwerb vollständig ab. Mehr →
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Wichtige Bruterfolge an der Westerwälder Seenplatte
Dank einiger Schutzmaßnahmen brüteten Schwarz- und Rothalstaucher 2022 wieder erfolgreich an zwei Gewässern in der Westerwälder Seenplatte. Mehr →
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Zu Gast im Vogelparadies
Ende August 2022 besuchten unsere Ehrenamtlichen zum „Tag des Schutzgebietsbetreuers“ die Westerwälder Seenplatte. Mehr →
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Brutinseln für Haubentaucher und Co.
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Was schwimmt denn da?
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„Erste Hilfe“ für Schwarzhalstaucher und Co.
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Bedrohte Fischart in der Westerwälder Seenplatte entdeckt
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Vogelparadies für die Natur gesichert
Die sieben Seen der Westerwälder Seenplatte in Rheinland-Pfalz sind seit November 2019 in Obhut der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe. Mehr →
Mehr zum Kauf der Weiher 2019
Antworten auf häufige Fragen
1. Worin ist der besondere ökologische Wert der Seenplatte begründet und welche Arten gilt es dort zu schützen?
Die Einzigartigkeit der Westerwälder Seenplatte in Rheinland-Pfalz liegt in der jahrhundertealten Teichlandschaft mehrerer miteinander verbundener Weiher begründet. Diese zeichnen sich durch weite Flachuferbereiche aus. Bestimmte Arten sind an diesen seltenen Lebensraum gebunden, insbesondere Schlammlingsgesellschaften mit hochspezialisierten Pflanzen- und Tierarten. Freiwasser- und Uferzonen mit wechselnden Schlammflächen, Röhricht- und Seggenbestände sowie angrenzende Bruchwälder und extensiv genutzte Pfeifengras- und Mähwiesen bieten zahlreichen Vogelarten wertvolle Brut-, Rast- und Nahrungsquartiere.
Zwergtaucher und Rothalstaucher, Reiherente und Tafelente, Wasserralle und Teichrohrsänger – die Vielfalt der hier brütenden Wasservögel ist immens. Auch Schwarzstorch, Fischadler, Eisvogel und Silberreiher schätzen das reiche Nahrungsangebot der Weiher. Im Herbst rasten Tausende Zugvögel an den Gewässern, darunter Kraniche, Alpenstrandläufer oder Flussregenpfeifer. Insgesamt 256 Vogelarten wurden in der Landschaft der Westerwälder Seenplatte bereits beobachtet. Daher ist ein Großteil der Seenplatte als Europäisches Vogelschutzgebiet sowie als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet ausgewiesen, daneben besteht für Teile eine Ausweisung als Naturschutzgebiet.
2. Welche Flächen hat die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe erworben?
Die NABU-Stiftung hat die Gewässerflächen von sieben Weihern mit den zugehörigen Uferrändern gekauft. Erworben wurden der Dreifelder Weiher, der Haidenweiher, der Hofmannsweiher, der Brinkenweiher, der Postweiher, der Hausweiher und der Wölferlinger Weiher in einem Gesamtumfang von 228 Hektar.
3. Wieso tritt die NABU-Stiftung als Käuferin der Weiher auf?
Von Seiten der Landesbehörden, aber auch von vielen Aktiven vor Ort wird bereits seit langem versucht, für die naturschutzfachlich wertvollen Flächen der Westerwälder Seenplatte eine langfristig tragfähige Lösung zu finden, die den Wert der Flächen für die Natur erhält.
Nachdem das Fürstenhaus zu Wied bekannt gab, die Seenplatte verkaufen zu wollen, wurde von einigen Seiten befürchtet, dass private Investoren als Käufer auftreten und eine Intensivierung von Nutzungen anstreben könnten. In einem langwierigen Prozess wurde versucht, die Seenplatte im Rahmen eines EU-LIFE-Projektes zu kaufen und zugleich alle notwendigen Maßnahmen wie beispielsweise die Sanierung der wasserbaulichen Anlagen umzusetzen. Bei der Vorbereitung des Antrags waren unterschiedliche potenzielle Käufer der Flächen im Gespräch.
Letztlich trat das Land Rheinland-Pfalz an den NABU Rheinland-Pfalz heran, der wiederum die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe ins Gespräch brachte. Bereits in dem vom Land Rheinland-Pfalz eingereichten EU-Life-Antrages wäre die NABU-Stiftung als Käuferin der Fläche aufgetreten. Nachdem der Antrag von der EU abgelehnt wurde, arbeitete insbesondere das Land intensiv daran, die Projektbestandteile dennoch umzusetzen. Ergebnis war die Teilung des Gesamtprojektes in einzelne Maßnahmenpakete. Die NABU-Stiftung blieb als potenzielle Käuferin bereit, die Flächen zu übernehmen.
Der Kauf wurde nun als erste Maßnahme abgeschlossen und am 20. November 2019 der Öffentlichkeit vorgestellt. Wasserbauliche Sanierungsmaßnahmen sowie naturschutzfachliche Maßnahmen sollen im Rahmen eines Kooperationsvertrages zwischen dem Land Rheinland-Pfalz und der NABU-Stiftung in den folgenden Jahren umgesetzt werden. Konzepte für Umweltbildungsmaßnahmen, Maßnahmen zur Besucherlenkung sowie Maßnahmen zur Akzeptanzförderung sollen als weitere Schritte in den Folgejahren erarbeitet werden.
4. Wie sind die Eckdaten des Kaufvertrages?
Die Flächen wurden vom Fürstentum zu Wied an die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe verkauft. Die notarielle Beurkundung des Kaufvertrages fand im Herbst 2019 statt. Der Besitzübergang ist inzwischen erfolgt. Über die Details des Kaufvertrages haben Verkäufer- und Käuferseite Stillschweigen vereinbart. Als neue Besitzerin ist die NABU-Stiftung automatisch als Vertragsseite in die bestehenden Pachtverträge eingetreten, die weiterhin ihre Gültigkeit behalten.
5. Warum ist der Erwerb der Weiher der Westerwälder Seenplatte notwendig, wenn bereits große Flächen als Naturschutzgebiet geschützt sind?
Die Ausweisung eines Gebietes als Naturschutzgebiet bietet sehr oft nur eine Grundsicherung für die unter Schutz gestellten Flächen. Dazu zählen in der Regel das Verbot, dort zu bauen, oder Beschränkungen zum Betreten des Gebietes. Unzureichend geregelt sind in sehr vielen Fällen Fragen zur Landnutzung, die für die Gebietsentwicklung von höchster Bedeutung sind.
Darüber hinaus gestalten sich der Schutz und die Entwicklung von Vogelschutz-Gebieten und Fauna-Flora-Habitat-Gebieten, den sogenannten NATURA 2000-Gebieten, insbesondere bei Flächen im Privateigentum insbesondere dann als schwierig, wenn hierfür Eingriffe ins Eigentum nötig wären.
Zwar sind die Flächen nach dem Verkauf nicht ins Eigentum der öffentlichen Hand übergangen, sondern mit der NABU-Stiftung an eine private Organisation. Da der Satzungszweck der NABU-Stiftung aber die Sicherung und die Entwicklung naturbedeutsamer Flächen für den Naturschutz ist, ist eine zielführende Zusammenarbeit zwischen Land und NABU-Stiftung im Sinne des Naturschutzes gewährleistet.
6. Wie könnte die künftige Bewirtschaftung der Gewässer aussehen?
In einer Kooperationsvereinbarung mit dem Land Rheinland-Pfalz sind die wichtigsten Ziele und deren Umsetzungsstrategien festgehalten. Darin enthalten sind notwendige wasserbauliche Sanierungsmaßnahen sowie Maßnahmen, die sich aus den Bewirtschaftungsplänen der NATURA 2000-Gebiete ergeben. Festgehalten sind darüber hinaus eine dauerhafte Zusammenarbeit zwischen Land und NABU-Stiftung sowie das gemeinsame Ziel, auch lokale Kooperationen zu entwickeln.
7. Gibt es Kooperationspartner vor Ort, zum Beispiel die Kommunen?
Wichtiger Teil der kommenden Arbeit wird die Vernetzung mit lokalen Akteuren und Kommunen sein. Hierbei wird nicht nur der Landesverband des NABU mit seinen örtlich aktiven NABU-Gruppen ein wichtiges Bindeglied sein, sondern auch die Zusammenarbeit mit Kommunen. Beispielsweise wird die gemeinsame Entwicklung von Besucherlenkungskonzepten eine wichtige Rolle spielen.
Durch den gewässerrandnahen Zuschnitt der Flächen, die die NABU-Stiftung übernommen hat, sind nur wenige Pächter vom Eigentümerwechsel direkt betroffen. Die Pachtverträge behalten über den Eigentümerwechsel hinaus ihre Gültigkeit. Die NABU-Stiftung wird in Einzelgesprächen Kontakt zu den Pächtern aufnehmen, um die Möglichkeiten der künftigen Zusammenarbeit zu eruieren.
8. Wird es nach einem Kauf durch die NABU-Stiftung weiterhin Campingplätze und Strandbäder an einzelnen Weihern geben?
Die Campingplätze liegen nicht auf den Flächen, die durch die NABU-Stiftung gekauft wurden. Die Schutzgebietsverordnungen weisen aus, an welchen Stellen der Weiher das Baden untersagt ist und wo es auch künftig weiterhin möglich sein wird. An dieses Ordnungsrecht ist die NABU-Stiftung gebunden. Der NABU-Stiftung ist in ihrer Rolle als Eigentümerin nicht daran gelegen, den Betrieb der Campingplätze und Badestrände zu behindern.
Grundsätzlich soll in den kommenden Jahren unter Einbeziehung der Gemeinden und regionalen Akteure ein Besucherlenkungs- und Tourismuskonzept zur sanften und naturschutzangepassten Nutzung der Seenplatte erarbeitet werden. Ein solches Konzept war ursprünglich bereits im EU-LIFE-Antrag des Landes Rheinland-Pfalz vorgesehen. Es wird nun daran gearbeitet, dieses Konzept auch ohne die EU-Förderung zu entwickeln.
9. Wird die NABU-Stiftung bei der zukünftigen Pflege und Unterhaltung auf ehrenamtliches Engagement setzen oder ist es denkbar, fortlaufend in die Seenplatte zu investieren?
Die sich aus der Eigentümerrolle ergebenden Aufgaben wird die NABU-Stiftung sicherstellen und die damit verbundenen Aufwendungen tragen. Darüber hinaus arbeitet die Stiftung eng mit dem NABU Rheinland-Pfalz zusammen, der ein Konzept zum Aufbau lokaler Strukturen entwickeln wird. Das ehrenamtliche Engagement vor Ort ist verbandsübergreifend sehr groß. Es liegt im Interesse der NABU-Stiftung und des NABU Rheinland-Pfalz, dieses Engagement auch weiterhin zu fördern, einzubinden und zu unterstützen.
10. Will die NABU-Stiftung im Gebiet Führungen zu Naturthemen anbieten?
Die NABU-Stiftung selbst wird Führungen im Gebiet nicht anbieten können. Vielmehr arbeitet sie hierzu eng mit dem NABU Rheinland-Pfalz zusammen. Es ist geplant, künftig auch in Abstimmung mit lokalen Angeboten Führungen durchzuführen bzw. die bereits bestehenden Angebote zu stärken. Die konkrete Ausgestaltung solcher Angebote wird Teil des zu entwickelnden Konzepts für das Naturerleben und die naturorientierte Naherholung sein.
11. Welche Erlebnismöglichkeiten der Westerwälder Seenkette bestehen für Einzelpersonen und Besuchergruppen?
Aktuell bestehen bereits Wanderwege, offiziell ausgewiesene Badestrände und eine touristische Infrastruktur entlang der Seenplatte. Diese ermöglichen das Erleben der Seenplatte bereits heute.
Perspektivisch ist dem NABU daran gelegen, Angebote für Besucher zu entwickeln, die dem hohen Schutzgrad der Flächen gerecht werden und gleichzeitig das Naturerleben ermöglichen. Hierfür ist vor allen Dingen auch die Zusammenarbeit mit den Kommunen vor Ort und den Betreibern touristischer Einrichtungen gefragt.
12. Wie wurde der Ankauf der Weiher finanziert?
Der Flächenkauf wurde durch Fördermittel finanziell unterstützt. Die NABU-Stiftung steuerte einen Eigenanteil in Höhe von 138.000 Euro für Kaufpreis und Erwerbsnebenkosten bei, der zu großen Teilen aus hierfür zweckgebundenen Spenden aufgebracht werden konnte. Allen Spenderinnen und Spendern gilt auch an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!
Künftige Maßnahmen auf den Flächen wird die NABU-Stiftung als Flächeneigentümerin durchführen. Das Land hat im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung Förderungen für die wasserbauliche Maßnahmenumsetzung, insbesondere die notwendigen Sanierungsmaßnahmen der wasserbaulichen Anlagen, sowie für die Umsetzung der Maßnahmen zur Erreichung der NATURA 2000-Ziele zugesichert.
13. Sind auch Spenden nach der Kaufpreiszahlung, also auch Ende 2019 und in den Folgejahren hilfreich?
Die Bewahrung, die Betreuung und die weitere Entwicklung der Westerwälder Seen als Naturparadies werden jährliche sowie auch unregelmäßige Kosten verursachen, die die NABU-Stiftung als Eigentümerin tragen muss. Aus diesem Grund sind Spenden zum Erhalt und zur Entwicklung der Seen auch über den reinen Kauf hinaus hilfreich und werden in die lokale naturschutzfachliche Arbeit fließen.