Raus aus dem Zinstief
Stiftungsvorsitzender Christian Unselt im Interview
Private Geldanleger raufen sich die Haare, auch viele Stiftungen ächzen. Kann man in Zeiten niedriger Zinsen überhaupt Gewinn aus der Anlage von Stiftungskapital ziehen?
Das ist wirklich nicht einfach. Stiftungskapital muss ja auch immer besonders vorsichtig angelegt werden, damit es dauerhaft erhalten bleibt. Über eine risikoarme, nachhaltige Anlagestrategie wacht die Stiftungsaufsicht, aber auch wir selber sind hier sehr vorsichtig: Das Stiftungskapital ist schließlich die langfristige Absicherung unserer Naturschutzflächen. Da führen wir keine riskanten Spekulationen durch. Aber trotz alledem können wir doch einen Reingewinn aus unserem Anlagevermögen erwirtschaften. Damit sind wir auch in Zeiten niedriger Zinsen ganz zufrieden.
Wie funktioniert das genau mit der Absicherung der Naturschutzflächen?
Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass wir rund 25 Euro im Jahr dafür aufwenden müssen, dass ein Hektar Natur in NABU-Hand einfach Natur sein kann: Also zum Beispiel ein Hektar Wald, der ohne weitere Holznutzung zum Urwald von morgen wird. Für den zahlen wir im Jahr rund 25 Euro an Grundsteuern, Verwaltungskosten, Sicherstellung der Verkehrssicherheit und so weiter. Um diese Kosten für einen Hektar Natur als Kapitalertrag zu erwirtschaften, müssen wir einen entsprechenden Geldbetrag am Kapitalmarkt anlegen, also unter derzeitigen Marktbedingungen zum Beispiel rund 1.500 Euro. Dabei helfen uns unsere Zustifterinnen und Zustifter, aber auch naturverbundene Menschen mit einer rückzahlbaren Zuwendung, dem Stiften auf Zeit.
Wie funktioniert dieses Stiften auf Zeit?
Bei einer rückzahlbaren Zuwendung wendet uns jemand einen Geldbetrag zu. Die damit erwirtschafteten Zinsen sind sein Geschenk an uns für den guten Zweck. Das funktioniert wie eine Zustiftung – wir legen Geld am Kapitalmarkt an, das Geld bleibt dauerhaft erhalten. Der Geldgeber kann seine Zuwendung aber wieder bei uns zurückfordern, wenn sich in seinem Leben gravierende Veränderungen ergeben haben. Mit einer rückzahlbaren Zuwendung fördern uns also Menschen, die Geld für einen guten Zweck einsetzen möchten, sich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht durch eine Zustiftung endgültig davon trennen wollen oder können. Zum Beispiel, weil sie das Geld als finanzielles Polster behalten wollen, um im Alter gegebenenfalls eine gute Pflege bezahlen zu können. Mit dem Stiften auf Zeit können Sie bereits jetzt mit Ihrem Geld Gutes tun, haben aber die Sicherheit, auch weiterhin finanziell abgesichert zu sein.
Sicherheit ist ein wichtiges Stichwort im Leben, nicht nur für ältere Menschen, nicht nur für Naturschutzflächen. Wie sichern Sie denn die Rückzahlung des Geldes ab?
Die Zuwendung sichern wir über eine notarielle Zwangsvollstreckungsurkunde ab, für die wir einen Notartermin wahrnehmen. Hierfür müssen wir nur eine einmalige Notariatsgebühr aufbringen, danach stehen jedes Jahr alle Zinserträge ganz für die Natur zur Verfügung.
Weitere Informationen kann man sicherlich bei Ihnen erhalten?
Ja, wir nehmen uns gerne die Zeit für eine ausführliche unverbindliche Beratung und die individuelle Anpassung des Zuwendungsvertrages auf die Wünsche der Förderer. Dazu kann man uns gerne anrufen oder uns schreiben.
Christian Unselt, vielen Dank für das Gespräch!
Redaktioneller Hinweis: Das ursprüngliche Interview erschien zuerst im Mitgliedermagazin des NABU "Naturschutz heute" 2015. Es wurde mit aktuellen Inhalten überarbeitet.