Mit dem Verschluss der Torfkanäle im Herbst 2024 beendet die NABU-Stiftung erfolgreich die Renaturierungsarbeiten im Anklamer Stadtbruch. - Foto: Stefan Schwill
Ein letzter Eingriff in die Moorwildnis
Rückbau der Torfkanäle im Anklamer Stadtbruch abgeschlossen
17. Dezember 2024 – Lange haben wir auf den Moment gewartet, nun ist es endlich soweit: Die letzten Renaturierungsarbeiten im Anklamer Stadtbruch sind beendet und es ist wieder Ruhe im Wildnisgebiet eingekehrt. Bereits Anfang 2022 ließen wir einen Teil der wasserbaulichen Infrastruktur zurückbauen, um den Wasserrückhalt im Anklamer Stadtbruch zu erhöhen. Im Herbst 2024 konnten wir endlich auch die drei großen Torfkanäle verschließen und die stark schwankenden Wasserstände stabilisieren. So fördern wir die Besiedlung moortypischer Arten und die Regeneration des Hochmoors im Zentrum des Stadtbruchs.
Nährstoffeintrag sowie Wasserentzug hemmen Moorwachstum
Seit fast 30 Jahren darf sich die Natur im Anklamer Stadtbruch vom Menschen ungestört entwickeln. Doch bislang beeinträchtigten immer noch drei große Kanäle, über die früher Torf abtransportiert wurde, die Wasserstände im zentralgelegenen Hochmoor. Bei Hochwasser konnte sehr nährstoffhaltiges Wasser aus dem Stettiner Haff in den Stadtbruch fließen. Das stört die Regeneration des Regenmoors mit seinen an Nährstoffarmut angepassten Arten. Bei Niedrigwasser im Stettiner Haff floss Wasser über die Torfkanäle aus dem Moorkörper, was die Torfmineralisierung auf den Moorflächen beschleunigte. Mit dem Verschluss der Torfkanäle werden wieder ausgeglichene Wasserstände im Stadtbruch hergestellt, wie sie von Natur aus typisch für Hochmoore sind.
Rückbau mit Geduld und leichter Technik
Doch es war in den letzten zwei Jahren nicht leicht, in dem unwegsamen und zum Teil überschwemmten Moorgebiet die Arbeiten zur Renaturierung umzusetzen. So verhinderten die alljährlichen Hochwasser im Winterhalbjahr, dass Bagger gefahrlos und ohne Steckenzubleiben an den Torfkanälen arbeiten konnten. Auch in diesem Herbst waren die Flächen aufgrund vielen Niederschläge bereits stark vernässt. Doch mit Hilfe einer selbstgebauten Zuwegung aus Brettern und Paletten sowie sehr leichter Technik schafften es die Bagger auf die Fläche.
An zwei Stellen ließen wir mit sogenannten Torfplomben die zwei Meter tiefen und bis zu acht Meter breiten Kanäle verschließen. Dafür füllten Bagger einen jeweils 30 Meter langen Grabenabschnitt mit Torf und schütteten anschließend einen etwa ein Meter hohen Damm darüber auf. So wird das Wasser nicht mehr durch den Kanal in das Moorgebiet gelangen, kann aber bei stärkerem Hochwasser großflächig vorbeifließen. Der Einbau von Biberschutzmatten verhindert, dass der Biber Löcher in die Plombe graben kann. Abschließend wurde der Damm mit Schilf durchwurzelten Torfstücken abgedeckt, damit sich die Böschung schnell begrünt und vor Erosion geschützt ist.
Ab jetzt ist Ruhe
Mit dem Abzug der Bagger überlassen wir den Anklamer Stadtbruch nun endgültig einer ungestörten Naturentwicklung. Die durch die Materialgewinnung entstandenen kleinen Torfstiche bieten künftig Lebensraum für Amphibien, Libellen und viele andere Wasserbewohner, bis sie im Zuge der natürlichen Entwicklung wieder verlanden. Auch die Abschnitte der Torfkanäle, die ab jetzt vom Stettiner Haff abgetrennt sind, werden allmählich mit Schilf und Seggen zuwachsen und sich in neue Lebensräume verwandeln.
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