Die Sandgruben im Öring
Eine Naturoase im Wendland
Im niedersächsischen Wendland in der Nähe der Gemeinden Lübbow und Woltersdorf befinden sich auf dem flachen Höhenzug Öring drei Bodenabbaustellen, die seit mehreren Jahren stillgelegt sind. Obwohl diese Flächen auf den ersten Blick wie eine Wunde in der Landschaft wirken, hat sich hier ein Mosaik unterschiedlicher Lebensräume wie große, offene Sandflächen, Magerrasen, Ackerbrachen, Gebüsche und durch den Abbau entstandene Kleingewässer herausgebildet.
Vielfältige Pflanzen- und Tierwelt
Die enge Verzahnung dieser Habitate hat zu einer großen Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten geführt. Inmitten der intensiv ackerbaulich genutzten, artenarmen Agrarlandschaft des Wendlands sind diese Sandgruben eine Kostbarkeit der Natur!
Die offenen Sandflächen und Magerrasen stellen für Wildbienen, Heuschrecken und andere Insektenarten einen besonders wertvollen, trockenwarmen Lebensraum dar. In den teilweise verlandeten Kiesgewässern und den nur zeitweilig wassergefüllten Senken fühlen sich Laubfrosch, Kammmolch, Kreuz- und Knoblauchkröte heimisch.
Über 50 Brutvögelarten gezählt!
Für die Vogelwelt ist der Tisch in dem Gebiet daher reich gedeckt: mindestens 50 verschiedene Arten wurden bereits als Brutvögel gezählt! Die unbewachsenen Sand- und Kiesböden sind vor allem für Flussregenpfeifer ein wichtiges Brutrevier und Ersatz für die in unseren gezähmten Flussauen verloren gegangenen natürlichen Habitate. In den ausgedehnten Röhrichtbeständen der Gewässer bauen der in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Drosselrohrsänger und der Teichrohrsänger ihre Nester. Je länger die Flächennutzung und Bodenumlagerung her ist, desto stärker gesellen sich Vertreter der Ackerbrachen dazu, wie Rebhuhn, Braunkehlchen und Grauammer. Die später aufkommenden Hecken und Gebüsche werden von Sperbergrasmücke, Nachtigall und Pirol bewohnt.
Die sich ausbreitende Vegetation ist gleichzeitig aber auch eine Bedrohung für die Ersatzlebensräume und damit die Artenvielfalt in den Sandgruben im Öring. Denn ohne regulierende Eingriffe verschwinden offene Sandflächen, Magerrasen und vegetationslose Gewässer innerhalb kurzer Zeit! Hier werden sie nicht, wie einst in den dynamischen Flussauen, auf natürliche Weise immer wieder neu geschaffen. Für viele Spezialisten solcher Extrembiotope wäre dies das Aus.
Regulierende Eingriffe erhalten das Extrembiotop
Die NABU-Kreisgruppe Lüchow-Dannenberg hat daher ein Pflegekonzept für den Erhalt der strukturreichen Sandgrubenlandschaft erarbeitet. Es sieht unter anderem vor, in Teilbereichen des Geländes zeitlich und räumlich gestaffelt die Naturentwicklung wieder „auf Null“ zu setzen. Mit schwerem Gerät soll der Oberboden von Zeit zu Zeit abgeschoben werden, um neue Rohbodenflächen und flache Kleingewässer zu schaffen und um so die natürliche Dynamik zu ersetzen. Beim früheren Sandabbau entstandene Hügel, Wälle und Steilwände sollen als Lebensräume für Wildbienen und Uferschwalben erhalten werden oder bei den Erdarbeiten neu entstehen. Zusätzlich zu schaffende Strukturen wie Steinhaufen, Findlinge und Totholz sollen als Lebensraum für Insekten und als Versteck für Eidechsen und Mauswiesel dienen.
Maßnahmen in diesem Umfang können auf Dauer jedoch nur als Eigentümer der Flächen durchgeführt werden. Zusammen mit dem NABU Lüchow-Dannenberg und mit Hilfe unserer Spender und Spenderinnen konnten wir im Herbst 2009 den Kaufpreis in Höhe von 29.350 Euro aufbringen und die 21,5 Hektar große Fläche kaufen. Damit können wir uns jetzt um den Erhalt der hohen Biotop- und Artenvielfalt dieses Naturkleinods kümmern.