Tiere und Pflanzen in Grünhaus
Spezialisten und Anpassungskünstler
Artenvielfalt in Halbtrockenrasen
Einer der unbestrittenen Stars in Grünhaus ist der Wiedehopf. Da er am Boden auf Jagd geht, benötigt er Flächen, auf denen die Pflanzendecke nur kurz und schütter ist. Er ernährt sich vor allem von Großinsekten und ihren Larven. In der jungen Bergbaufolgelandschaft hat er es noch etwas schwer, geeignete Bruthöhlen zu finden, weshalb ihm manche Naturschützer mit künstlichen Brutröhren bei der Besiedlung des Lebensraums helfen. Um sich gegen seine Fressfeinde zu schützen, hat der Wiedehopf pfiffige Verteidigungsstrategien entwickelt. Droht Gefahr, etwa durch einen Marder, versuchen die Jungen in der Höhle den Eindringling zu vertreiben, indem sie fauchen, ihm ihren dünnflüssigen Kot entgegenspritzen und stinkendes Bürzeldrüsensekret absondern. Wird ein Wiedehopf am Boden von einem über ihm fliegenden Greifvogel überrascht, reagiert er mit einer typischen Schutzhaltung: Er legt sich flach auf den Boden, breitet Flügel und Schwanzfedern aus und hält den langen Schnabel nach oben; seine kontrastreiche Zeichnung wirkt konturauflösend.
Artenvielfalt in Halbtrockenrasen und erster Gebüschsukzession
Die Sandstrohblume ist mit ihren weißfilzig behaarten Blättern und Stängeln sehr gut an trockene und stark sonnenbeschienene Standorte angepasst. Die Behaarung schützt die Pflanze vor zu starkem Wasserverlust durch Verdunstung, indem sie windstille Räume nahe der Blattoberfläche schafft, in denen sich Wasserdampf ansammeln kann. Zudem wird durch die silbrig-weiße Oberfläche ein Großteil der einfallenden Sonnenstrahlung reflektiert.
Spezialisten der vegetationsarmen Sandböden
Spezialisten der vegetationsarmen Sandböden
Mit dem Fernglas gut zu entdecken ist der Steinschmätzer, ein ca. 15 cm kleiner lebhafter Vogel, der im Frühling aus seinem afrikanischen Winterquartier nach Grünhaus kommt. Hier findet er ideale Bedingungen, um seine Jungen ungestört aufzuziehen. Da der Steinschmätzer an offene, steinige und vegetationsarme Landschaften angepasst ist, in denen er die hier vorkommenden Insekten jagt, kommt er in Deutschland nur selten vor. Das gleiche gilt für den Brachpieper, der ebenfalls in Grünhaus brütet.
Die Blauflügelige Sandschrecke bevorzugt weite offene Sandflächen mit geringem Pflanzenbewuchs als Lebensraum. Ihre Nahrung besteht aus verschiedenen Gräsern und Kräutern. Durch ihre helle Körperfarbe wird ein Großteil der Sonnenstrahlung reflektiert, so dass die Sandschrecke vor Überhitzung geschützt ist. Aufgrund ihrer Tarnfarbe ist sie im Sitzen kaum zu entdecken. Als hervorragender Flieger kann sie weit entfernte Tagebaubereiche aufsuchen, wenn sich die ökologischen Bedingungen dort günstig für sie gestalten.
Ein weiterer Pionier ist der Sandohrwurm. Im Sand legt er Wohnröhren an, die durch eine kleine dreieckige Öffnung auffallen. Seine Gänge verlaufen meistens nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche. Zum Überwintern gräbt er sich jedoch in eine Tiefe von bis zu zwei Metern. Eine beachtliche Leistung bei einer Körperlänge von 25 Millimetern! Er ernährt sich in erster Linie von toten Insekten.
Quicklebendiges Leben am Wasser
Quicklebendiges Leben am Wasser
Überall in der Bergbaufolgelandschaft finden sich kleine Gewässer in abgedichteten Senkenlagen. Von allen Seiten sammelt sich hier der Regen und bildet Tümpel, die das ganze Jahr über Wasser führen können. Solche Oasen bieten je nach Wasserqualität und Bewuchs den unterschiedlichsten Tieren Lebensraum. Libellen wie die Große Königslibelle oder der Plattbauch nutzen sie zur Fortpflanzung. Im Wasser und an den Uferbereichen liegt das Jagdrevier der Ringelnatter.
Die Kreuzkröte ist der geborene Erstbesiedler der Bergbaufolgelandschaft. Sie kann selbst Pfützen und vorübergehende Wasseransammlungen in Spurrinnen als Laichgewässer nutzen, da sich ihre Larven rasch entwickeln. Gleichzeitig ist sie sehr gut an trockene Standorte angepasst. Bis zu 37 Prozent des Körpergewichts kann sie in Form von Wasser in der Blase speichern und ist damit in der Lage, größere Strecken zu wandern, ohne Gewässer aufsuchen zu müssen. Tagsüber gräbt sie sich in den lockeren Sandböden ein, um nicht auszutrocknen. Markant sind ihre metallisch rätschenden "ärr-ärr-ärr"- Rufserien, die in milden April- und Mainächten kilometerweit zu hören sind. Es ist ein faszinierender Anblick, wenn sich im Juni unzählige winzige, gerade daumennagelgroße Kreuzkröten auf den Weg machen, um die Bergbauwüste zu erobern.
Die Schilfflächen an den Ufern des Grünhauser Sees sind Brut- und Jagdrevier der Rohrweihe. Dieser elegante Greifvogel ist besonders eindrucksvoll, wenn er im typischen Gaukelflug mit v-förmig nach oben gestellten Flügeln über den See und die angrenzenden Landflächen gleitet und nach Beute späht. Er wirkt dabei wie eine Marionette, die an ihren Fäden sanft im Wind hin- und herschaukelt.
Mehr zu Grünhaus
In Grünhaus sind mehr als 3.000 Pflanzen- und Tierarten heimisch geworden, darunter so seltene Arten wie Wolf und Wiedehopf. Die Wiederbesiedlung des ehemaligen Tagebaugebietes verfolgen wir jedes Jahr im Rahmen eines Biomonitorings. Unterstützung erhalten wir dabei von Tierfotografen. Mehr →
Die Wiederbesiedlung von Grünhaus durch Tiere und Pflanzen ist in vollem Gange. Ehrenamtliche Naturbeobachter verfolgen die Einwanderung der Arten in Grünhaus. Die Ergebnisse werden einmal im Jahr in einem Biomonitoring-Bericht veröffentlicht. Mehr →