Viele Vögel sind schon da
Brutvogelkartierung am Salzigen See
Uuuuh – – Uuuuh – – Uuuuh dröhnte der tiefe Ruf der Rohrdommel eindrucksvoll über den Salzigen See. Das Rufen, aber auch die tagsüber durchgeführten Nahrungsflüge des seltenen Vogels ließen 2014 auf sieben Brutpaare im Naturschutzgebiet Salziger See bei Eisleben schließen. Im Auftrag der NABU-Stiftung erfasste ein Biologe 2014 punktgenau die Reviere besonders gefährdeter oder schutzbedürftiger Brutvögel am Salzigen See. Der Bericht hierzu liegt seit Februar 2015 vor.
73 Vogelarten zeigten bei den Begehungen Revierverhalten oder ließen sich direkt beim Brutgeschäft ertappen. Hierunter befinden sich bundesweit so gefährdete Rote-Liste-Arten wie Große Rohrdommel, Turteltaube, Wendehals, Feldlerche, Grauammer oder auch Braunkehlchen. Hinzu kamen weitere Gastvogelarten wie beispielweise Bekassine, Bruchwasserläufer oder Fischadler. Der Salzige See machte damit seinem Ruf als ornithologisch reiches Naturparadies wieder einmal alle Ehre.
Mehr Graureiher und Bienenfresser
Während sich einige Vogelarten seit den letzten Erfassungen gut entwickelt haben, sind andere Arten aufgrund der Nutzungsveränderungen auf dem Rückzug. Der Graureiher entwickelte im Gebiet Salziger See in den letzten Jahren eine der größten Graureiherkolonien Sachsen-Anhalts. Der Bienenfresser hat 2014 mit neun Brutpaaren ein neues Bestandsmaximum im Gebiet erreicht. Die Feldlerche besiedelte 98 Reviere in den Landwirtschaftsflächen. Braun- und Schwarzkehlchen sind erfreulich hochsteht anzutreffen, und Bartmeise, Rohrschwirl, Blaukehlchen sowie die Rohrdommel ließen sich so zahlreich beim Brutgeschäft beobachten, dass die Zahlenangaben im Standarddatenbogen zum Europäischen Vogelschutzgebiet Salziger See und Salzatal angehoben werden können.
Auf der anderen Seite zeigen sinkende Zahlen einiger Vogelarten die schleichende Verschlechterung des Gebietes an. So waren Wendehals, Neuntöter, Sperbergrasmücke und Raubwürger seltener als in den Vorjahren beim Brutgeschäft zu beobachten. Für sie wird die Nahrungssuche immer schwieriger, da Magerrasen und manche Grünländereien wegen Nutzungsaufgabe verfilzen und zunehmend verbuschen. Andere seltene Arten wie Steinschmätzer, Wiedehopf oder Zwergdommel wurden 2014 gar nicht mehr gesichtet.
NABU-Stiftung aktiv am Salzigen See
Für die NABU-Stiftung, die 2012 rund 470 Hektar im Seebecken des ehemaligen Salzigen Sees gekauft hat, ist die Brutvogelkartierung ein wichtiger Ausgangspunkt ihres künftigen Flächenmanagements. Unter Einbeziehung von bestehenden Fachplanungen und Schutzgebietsverordnungen plant sie die Umstellung der bisherigen konventionellen Landwirtschaft zu einer naturschonenden ökologischen Wirtschaftsweise sowie die Wiedereinführung einer Schaf- und Ziegenbeweidung in den Trockenlebensräumen. Die Brutvogelkartierung gibt als Maßschnur den aktuellen Wert des Gebietes als Vogellebensraum wider. Die geplante Wiederholung der Kartierung in ein paar Jahren wird zeigen, inwieweit die Managementänderungen der NABU-Stiftung im Gebiet wirksam werden und sich die Lebensräume für die Vogelwelt wieder verbessern.
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