Grünes Band Sachsen - Foto: Frauke Hennek
Das Grüne Band Sachsen
Vom Todesstreifen zur Lebenslinie
Der NABU hat sich seit 1990 besonders im sächsischen Teil des Grünen Bands engagiert. Die NABU-Stiftung konnte hier wertvollste Lebensräume aufkaufen und so für einen langfristigen Schutz der Flächen sorgen.
Der Grenzstreifen an der innerdeutschen Grenze wurde einerseits von einer erzwungenen Beruhigung und andererseits von Störungen in einzelnen Bereichen geprägt: Entlang dem ausgebauten Kolonnenweg, auf dem die Grenztruppen patrouillierten, wurden Spurensicherungsstreifen ständig von Pflanzenwuchs frei gehalten und Gehölze zwischen Kfz-Sperrgraben und dem sogenannten vorgelagerten Hoheitsgebiet hinter dem Streckmetallzaun entfernt, um freie Sicht zu haben.
Seit Ende 1989 ist dies Geschichte. Die Zäune und Wachtürme wurden abgebaut, die Minen sind geräumt. Im Kfz-Sperrgraben wachsen Bäume und Büsche. Auf dem Spurensicherungsstreifen hat sich eine langgezogene Brache entwickelt, die in Senken feucht und nass, auf Kuppen steinig und trocken ist. Zwischen den ehemaligen Grenzanlagen findet man über viele Kilometer trockene und feuchte Hochstaudenfluren, Heideflächen, Feuchtwiesen und Magerrasen, die ein wertvolles Biotopmosaik bilden.
NABU aktiv
Schon früh hat der NABU den Wert dieser Vielfalt entdeckt. Seit 1990 setzt er sich besonders für das "Grüne Band Sachsen" ein, was u. a. zur naturschutzrechtlichen Sicherung und zur Umsetzung eines Pflege- und Entwicklungskonzeptes durch die sächsischen Naturschutzbehörden führte. Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe engagiert sich zusammen mit der örtlichen NABU-Gruppe Elstertal im Grünen Band. So kaufte die NABU-Stiftung 10 Hektar Naturschutzflächen, um diese für kommende Generationen zu bewahren. Zur Zeit versuchen wir im Rahmen eines Fluneuordnungsverfahren weitere Flächen zu kaufen.
Denn die außergewöhnlich große Strukturvielfalt und die mit wenigen Ausnahmen noch vorhandene Unzerschnittenheit bieten großflächige und vielfältige Lebensräume für mehr als 200 gefährdete oder im Rückgang befindliche Tier- und Pflanzenarten.
Typische Brutvögel dieses Biotopmosaiks sind der Neuntöter und die Dorngrasmücke, zwei Vogelarten, die in strukturreichen und nur extensiv bewirtschafteten Landschaften zu Hause sind.
Leben im Todesstreifen
Das bundesweit gefährdete Braunkehlchen besiedelt im "Grünen Band" vor allem die großflächigen Feucht- und Wiesengebiete mit geringem Gehölzaufwuchs. Mit dem in Sachsen vom Aussterben bedrohte Skabiosen- Scheckenfalter hat im sächsischen Teil des "Grünen Bandes" unter anderem ein Schmetterling überlebt, der heute zu den europaweit besonders geschützten Arten zählt. Auf dem ehemaligen Grenzstreifen und in den angrenzenden Flächen leben in zahlreichen Magerrasen, Borstgrasrasen, Heidegesellschaften, Wiesen und Weiden weitere anspruchsvolle Arten wie die heute stark gefährdete Arnika oder die Skabiosen-Flockenblume. Hier findet sich auch der Große Perlmuttfalter, und an sonnigen Stellen wärmen sich Waldeidechse und Kreuzotter. Im ehemaligen Sperrgraben und in kleinen Stillgewässern vermehren sich Amphibien, legen Libellen ihre Eier ab und hält die Ringelnatter Ausschau nach Beute. Für die Tier- und Pflanzenwelt ist der frühere Todesstreifen eine Lebenslinie geworden, die durch ihre Vielfalt begeistert.
Die künftige Pflege
Voraussetzung für die Sicherung der Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten ist im Grünen Band Sachsen die Erhaltung der kleinräumigen Vielfalt unterschiedlichster Lebensräume. Großtechnische Landwirtschaft würde diese vernichten.
Nach dem Erwerb bleibt die Natur in unserem Naturparadies "Grünes Band Sachsen" nicht sich selbst überlassen. Unsere Wiesen werden durch Schafe und Burenziegen als vierbeinige Landschaftspfleger gepflegt, aber auch durch kleinparzellierte Mahd und Heuwerbung als Winterfutter genutzt. So bleibt die artenreiche Offenlandschaft und damit die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt erhalten.
Mehr zum Grünen Band Sachsen
Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe hat rund zehn Hektar im sächsischen Teil des "Grünes Band" entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze erworben. Das Gebiet ist Lebensraum einiger stark gefährdeter Arten wie des Dukatenfalter. Mehr →