Mit zwölf Seeadlerpaaren hat der Anklamer Stadtbruch die höchste Dichte an Seeadlern in Mitteleuropa. - Foto: NABU/Thomas Krumenacker
Anklamer Stadtbruch
Wildnis zwischen Land und Meer
Zwischen Anklam und Stettiner Haff im Nordosten von Mecklenburg-Vorpommern liegt der Anklamer Stadtbruch. Durch seine Größe und Unwegsamkeit gehört die Moorlandschaft zu den wenigen echten Wildnisgebieten, die Deutschland noch zu bieten hat. Auf fast 20 Quadratkilometern leben Seeadler, Kranich, Wendehals, Zwergschnäpper, Karmingimpel und Tüpfelsumpfhuhn vom Menschen fast vollkommen ungestört. Biber, Fischotter, Moorfrösche und die höchste Dichte an Seeadlern in Deutschland sind hier zu Hause. Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe engagiert sich für den Erhalt des Anklamer Stadtbruchs und bewahrt einen Großteil des Naturschutzgebietes in ihrer Obhut.
Helfen Sie mit und werden Sie Wildnis-Pate im Anklamer Stadtbruch!
Glücksfall Sturmflut
Im Zentrum des Anklamer Stadtbruchs findet sich eines der raren regenwassergespeisten Hochmoore, dass von naturnahen Feuchtwäldern umgeben ist. Früher wurde hier Torf als Brennmaterial für die Stadt Anklam abgebaut, wofür der Stadtbruch mit Entwässerungsgräben durchzogen wurde. Mithilfe zweier Schöpfwerke und der Eindeichung wurde das ehemals baumfreie Gelände weiter trockengelegt und eine intensive forstwirtschaftliche Nutzung eingeführt. Bei einer Sturmflut im November 1995 brachen die Deiche des Anklamer Stadtbruchs und das Gelände verwandelte sich in eine wilde Landschaft aus weiten Flachgewässern, baumfreiem Hochmoor, feuchten Bruchwäldern und sich wandelndem Hochwald.
Heimat für hochspezialisierte Tiere und Pflanzen
Die seit dem Deichbruch erhöhten Wasserstände ließen in Teilen wieder ein lebendiges Moorwachstum entstehen, wo Torfmoose, Gagelstrauch und Königsfarn zu finden sind. Es entstanden Bereiche, in denen seit 23 Jahren keine Nutzungen des Menschen mehr stattfinden. Die vielfältigen Strukturen bieten optimale Lebensbedingungen für eine außergewöhnlich große Artenvielfalt: Seltene Libellen, Käfer und Schmetterlinge wie der Große Feuerfalter sind hier nachgewiesen. Von den über 100 Brutvogelarten steht fast ein Drittel auf der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns. Eine Wiederbesiedelung durch seltene Arten wie Schreiadler, Korn- und Wiesenweihe sowie Schwarzstorch und Baumfalke ist im Bereich des Möglichen. Die Flachgewässer besitzen eine große Bedeutung als Brutgebiet und bieten zehntausenden von nordischen Gänsen, Enten, Schwänen und Limikolen ein wertvolles Rastgebiet.
Anklamer Stadtbruch in NABU-Hand
1.360 Hektar dieser naturschutzfachlich wertvollen Wildnis erwarb die NABU-Stiftung Ende 2018 von der Stadt Anklam. So konnte sie das einzigartige Wildnisgebiet vor neuen wirtschaftlichen Nutzungsinteressen bewahren und die forstwirtschaftliche Bewirtschaftung einstellen. Der Flächenkauf wurde durch eine umfangreiche Förderung des Landes Mecklenburg-Vorpommern und durch Spenden zahlreicher Naturfreunde ermöglicht. Um das NABU-Naturparadies abzurunden, kauft die NABU-Stiftung weitere Fläche am Stadtbruch.
Als Eigentümer setzen wir uns für eine weitgehende Jagdruhe auf den Stiftungsflächen ein. Im Herbst 2024 beendeten wir die Renaturierung der alten wasserbaulichen Infrastruktur im Anklamer Stadtbruch. So ließen wir alte Entwässerungsgräben und die drei großen Torfkanäle verschließen, um die Wasserstände in dem Moorgebiet zu stabilisieren. Seither überlassen wir den Anklamer Stadtbruch endgültig einer ungestörten Naturentwicklung.
Der Anklamer Stadtbruch bleibt auch als Ort für spannende Naturerlebnisse erhalten. So können Naturinteressierte auf einer Wanderung entlang der ausgewiesenen Wege oder auf einer naturkundlichen Führung diese deutschlandweit einzigartige Wildnis erleben.
Einblicke in den Anklamer Stadtbruch
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Bleiben Sie auf dem Laufenden!
Der Kauf und die hydrologische Optimierung des Anklamer Stadtbruchs wird durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) gefördert. Ziel der Förderung ist die Verbesserung des Wasserrückhalts im Anklamer Stadtbruch, die Anpassung der Infrastruktur und die Herstellung der Flächenverfügbarkeit.