Der Lehmausstich in der Elster-Luppe-Aue
Rettung für die Rotbauchunke
Die Laichgewässer bei Meuschau in Sachsen-Anhalt sind von besonderer Bedeutung für das Überleben der durch die FFH-Richtlinie europaweit geschützten Rotbauchunken, denn das Vorkommen in den alten Tongruben ist ihr aktuell letzter Nachweisort im südlichen Sachsen-Anhalt.
Doch auch dieser Bestand der Unken war in Gefahr: Denn nach der Stillegung der Lehmgruben in den 1950er Jahren wuchsen die für die Rotbauchunken lebensnotwendigen Gewässer zu und verlandeten zunehmend. Weil die Unken an flache, sonnige und fischfreie Gewässer gebunden sind, waren die letzten Tiere dieser Population akut gefährdet.Um den Verlandungsprozess aufzuhalten und die verbliebenen 50 bis 100 Tiere mit den herzförmigen Pupillen zu retten, musste dringend gehandelt werden.
Rettung für die Feuerkröte
Die Rotbauchunke zählt mit 45 bis 50 Millimetern Größe zu den kleinsten mitteleuropäischen Froschlurchen. Während die Oberseite dunkel und warzig ist, bilden die orangeroten Flecken auf der Unterseite ihres Körpers, einem Fingerabdruck gleich, ein individuelles Muster. Diese Färbung dient als Warntracht, da die Unke bei Gefahr ihre Gliedmaße so nach oben biegt, dass die grell gefärbte Unterseite ihres Körpers sichtbar wird. Aufgrund der Färbung werden die Unken auch Feuerkröte genannt. Die Zahl der "Unkenrufe" beläuft sich auf ungefähr 40 Stück pro Minute, die der gelaichten Eier pro Saison auf 300 Stück. Während sich die Larven hauptsächlich von Algen und Bakterien ernähren, fressen die entwickelten Unken ausschließlich lebende tierische Nahrung.
Flussbegradigungen, Grundwasserabsenkungen und Gewässerverfüllungen gefährden die einst weit verbreitete Rotbauchunke über Sachsen-Anhalt hinaus in ganz Deutschland und Mitteleuropa. In vielen Gegenden ist die Art schon ausgestorben. So beispielsweise in der Auenlandschaft östlich von Merseburg, wo die charakteristischen "Unkenrufe" früher von April bis August überall zu hören waren. Durch den Braunkohleabbau und die Elsterkanalisierung wurden die ursprünglichen Lebensräume der Froschlurche, die natürlicherweise in von Hochwasser gefüllten Wiesensenken oder in Tümpeln leben, zerstört.
Der erste Schritt ist getan
Unter der Regie des NABU-Kreisverbandes Merseburg Querfurt, der sich seit über 15 Jahren für die Rotbauchunken in der Elster-Luppe- und Saaleaue einsetzt, wurden zwölf Laichgewässer in mehreren Stufen wieder hergestellt. Dabei wurden vorhandene Gewässer von störendem Gehölzbewuchs befreit, zur Vertiefung ausgebaggert und neue Laichgewässer geschaffen.
Auch wenn es Jahre dauern wird, bis sich der Bestand erholt hat, besteht wieder Hoffnung für die Rotbauchunken im Flächennaturdenkmal "Lehmausstich nördlich der Leipziger Chaussee", das als Lebensraum der hochgefährdeten Art unter dem Schutz der internationalen FFH-Richtlinie steht. Nicht nur die Unken profitieren von den Sanierungsarbeiten, auch dem europaweit geschützten Laubfrosch, verschiedenen gefährdeten Libellenarten und Brutvögeln kommen die neuen Gewässer zugute. Sogar der lang verschwundene Zwergtaucher kann wieder im neu entstandenen Naturparadies beobachtet werden.
Realisiert werden konnten sowohl die Maßnahmen, deren Kosten sich auf rund 100.00 Euro beliefen, als auch der Flächenkauf dank Spenden, Sponsoren und Fördermitteln.
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