Ein Naturparadies entsteht
Wie aus einem Tagebau ein Naturparadies entsteht
Gott schuf die Lausitz, und der Teufel gab die Kohle dazu.
Sorbisches Sprichwort
Die Braunkohle wurde zum Auslöser einer grundlegenden Umgestaltung der Lausitz: Die Kohlebagger fraßen sich durch traditionelle Lausitzer Kulturlandschaft, gingen über Dörfer hinweg und schufen tiefe Löcher, wo einst Hügel und Wälder waren. 110 Quadratkilometer Kulturlandschaft wurden seit 1840 im Raum Lauchhammer - Finsterwalde abgebaggert und umgelagert. Doch was auf den ersten Blick wie die Entstehung einer lebensfeindlichen Mondlandschaft aussieht, entpuppt sich auf den zweiten Blick als eine einmalige Chance für die Natur.
Ein Platz an der Sonne für gefährdete Tier- und Pflanzenarten
Denn in den stillgelegten Tagebauen bei Lauchhammer finden viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten Lebensbedingungen, die in der sonst stark besiedelten Kulturlandschaft rar geworden sind. Die riesigen Abraumkippen werden durch keine Straßen zerschnitten. Die Kippenböden sind nährstoff- und schadstoffarm, wie es in Deutschland nur noch ganz selten anzutreffen ist.
Faszinierend ist die hohe Vielfalt an unterschiedlichsten Standorten, die oft auf kleinstem Raum wechseln. Hier formen noch Naturkräfte wie Wind, Regen und aufsteigendes Grundwasser dynamisch eine Landschaft, wie dies in der streng reglementierten Kulturlandschaft schon lange nicht mehr erlebbar ist. Viele stark gefährdete Arten finden in der hier entstehenden Landschaft auf Jahrzehnte hinaus ideale Lebensräume.
Rohrweihen jagen über dem Schilf der sich langsam mit Wasser füllenden Restlöcher. Die Ufer dieser Seen brechen teils steil ab und bieten so Eisvogel, Uferschwalbe und seltenen Hautflüglern gute Brutplätze. Auf den angrenzenden Flächen können sich natürliche Wälder mit einer hohen Strukturvielfalt entwickeln. Und immer wieder bilden sich durch Wind- und Wassererosion neue Standorte, auf denen der Zyklus der Lebens erneut beginnen kann.
Die größte Landschaftsbaustelle Europas
Nach dem Abzug der Bagger wurde in der Lausitz über die Möglichkeiten zur künftigen Nutzung des Abbaugeländes nachgedacht. Große Flächenanteile wurden für neu zu begründende Wirtschaftswälder und Landwirtschaftsflächen vorgesehen. Auch auf das Engagement des NABU ist es zurückzuführen, dass bei der Planung der Neugestaltung 15 Prozent der Flächen für eine Nachnutzung durch den Naturschutz reserviert wurden.
Zwischen 2003 und 2006 hat die NABU-Stiftung im brandenburgischen Teil der Niederlausitz einen Teil dieser wertvollen Bergbaufolgelandschaft in einer Gesamtgröße von rund 1.930 Hektar gekauft. Die NABU-Stiftung sieht sich hier in ihrer Verantwortung für das nationale Naturerbe und setzt sich für eine schonende Sanierung der ehemaligen Tagebauflächen in Grünhaus ein. Auf diesen Flächen kann Natur wieder Natur sein, soweit das Auge reicht.
In der Bergbaufolgelandschaft sind Sanierungsarbeiten aus Sicherheitsgründen notwendig. Sie dienen vor allem der Stabilisierung der Flächen und Böschungen. Die Standardsanierung unterdrückt aber die natürliche Landschaftsdynamik, indem sie wertvollste Steilböschungen abflacht, das Mikrorelief planiert und neu entstehende Fließgewässer in ein befestigtes Bett zwängt. Düngung und Kalkung der Rohbodenstandorte neutralisieren die nährstoffarmen und sauren Bodenverhältnisse. Nach Abschluss einer solchen Sanierung sind die Bio- und Geotopvielfalt und damit das naturschutzfachliche Potenzial stark verringert.
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Zwischen 2003 und 2006 legten wir mit dem Kauf der ehemaligen Tagebauflächen in Grünhaus den Grundstein zu einem der ambitioniertesten privaten Naturschutzprojekte in Deutschland. Wir bewahren seither eine Fläche so groß wie die Ostseeinsel Hiddensee. Mehr →
Mit dem fast 2.000 Hektar großen Naturparadies Grünhaus ermöglichen wir in der Niederlausitz eine einzigartige Wildnisentwicklung im Zeitraffer. Über 3.000 Arten bietet das ehemalige Tagebaugebiet bereits eine Heimat, darunter Wiedehopf, Wolf und Kreuzkröte. Mehr →