Blick über den Windknollen und die Stadt Jena - Foto: Frank Leo/fokus-natur.de
Windknollen bei Jena
Naturparadies mit Geschichte
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Einen umfassenden Blick über die Hochebene bei Jena erhalten Besucher am Napoleonstein, der an die Schlacht bei Jena und Auerstedt erinnert. - Foto: Frank Leo/fokus-natur.de
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Zahlreiche Kleingewässer auf dem Windknollen bieten gefährdeten Lurchen einen Lebensraum. - Foto: Franziska Hermsdorf
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Schafe weiden auf dem Windknollen und sorgen für den Erhalt der artenreichen Trockenrasen. - Foto: Frank Leo/fokus-natur.de
Der Windknollen ist eine hügelige Hochebene nordwestlich von Jena, von der Besucher einen weiten Blick über die Stadt und ihre geschichtsträchtige Landschaft bekommen. Von hier aus soll im Jahre 1806 Napoleon den Angriff auf die preußischen Truppen eröffnet haben, was später als die Schlacht bei Jena und Auerstedt in die Geschichtsschreibung einging. Auch in der Zeit danach wurde das Gebiet häufig als militärischer Truppenübungsplatz genutzt. Mit dem Abzug der letzten Panzer kehrte 1990 Ruhe ein.
Paradies für Frauenschuh, Heidelerche & Kammmolch
Heute ist der Windknollen aufgrund seiner besonderen Artenvielfalt als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Denn die jahrzehntelange militärische Nutzung bewahrte das 185 Hektar große Naturschutzgebiet vor einer intensiven Nutzung durch die Land- und Forstwirtschaft. So leben eine Vielzahl an seltenen Tieren und Pflanzen auf den weiten Halbtrockenrasen und in den umgebenden Laubmischwäldern. Hier wachsen zum Beispiel viele geschützte Orchideen wie Bienen-Ragwurz, Frauenschuh oder die Grünliche und Weiße Waldhyazinthe. Der farbenprächtige Drüsige Klappertopf ist seit über 100 Jahren für das Gebiet nachgewiesen als einziges Vorkommen in Deutschland.
Zahlreiche bedrohte Vogelarten der Feldflur sind in dem Naturschutzgebiet heimisch wie Heidelerche, Neuntöter, Grauammer oder Sperbergrasmücke. Auch der Wendehals, eine in Deutschland stark gefährdete Spechtart, lässt sich auf dem Windknollen bei der Jagd nach Ameisen und anderen Insekten beobachten. Segelfalter, Goldene Acht, Himmelblauer Bläuling und viele andere Tagfalter bevölkern die weiten Halbtrockenrasen. Die schweren Panzen hinterließen außerdem zahlreiche verdichtete Bodensenken, die sich bei Regen rasch mit Wasser füllen. Sie sind Lebensraum für gleich drei der vier heimischen Molcharten: den gefährdeten Nördlichen Kammmolch, Bergmolch und Teichmolch.
Aktiv für den Windknollen
Der Erhalt der einzigartigen Artenvielfalt des Naturschutzgebietes bei Jena ist von einer extensiven Landnutzung abhängig. Um eine regelmäßige und naturschonende Beweidung der artenreichen Wiesen sicherzustellen, erwarb die NABU-Stiftung zwischen 2018 und 2020 insgesamt 195 Hektar Naturschutzland auf dem Windknollen. Als Eigentümerin setzt sie sich für eine naturgerechte Beweidung der blumenreichen Wiesen ein. Die übernommenen Waldflächen überlässt die NABU-Stiftung einer ungestörten Entwicklung.
Um die zahlreichen Tümpel auf dem Windknollen als Kinderstube für Amphibien und Libellen zu erhalten, startet die NABU-Stiftung 2022 einer Rinderbeweidung in dem Naturschutzgebiet. Zudem wird das mit Landes- und Bundesmitteln geförderte Beweidungsprojekt das Nahrungsangebot für viele bedrohte Vogelarten auf den angrenzenden Wiesen verbessern. Seit Mitte März grasen die robusten Galloway-Rinder auf einer 15 Hektar großen Weidefläche im Norden des Gebietes. Der Windknollen steht der Öffentlichkeit auf den ausgewiesenen Wanderwegen weiterhin zur Naherholung zur Verfügung.
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