Große Bartfledermaus - Foto: NABU/Christian Stein
Vom Stollen zum Schlafzimmer
240 Kleine Hufeisennasen im Winterquartier entdeckt
1. März 2017 – Alles begann mit einer Kleinen Hufeisennase, die Fledermausfreunde vor etwa zwanzig Jahren beim Gang durch die alten Stollen entdeckten. Unscheinbar und vollständig umhüllt von ihren Flügeln hing die kleine Fledermaus von der Decke herab. Doch sie blieb nicht der einzige Winterschläfer. Zwei weitere Mitbewohner – ein Großes Mausohr und ein Braunes Langohr – nutzten damals ebenfalls die alten Stollengänge als Schlafzimmer. Heute überwintern hier bis zu neun Fledermausarten, darunter 240 Exemplare der bedrohten Kleinen Hufeisennase. Diese positive Entwicklung ist vor allem dem Einsatz des NABU-Kreisverbands und der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe zu verdanken, die sich seit 2002 gemeinsam um den Schutz von Fledermausquartieren im Raum Saalfeld-Rudolstadt kümmern.
Fledermausschutz durch Flächenkauf
Die meisten unserer 24 heimischen Fledermausarten sind in ihrem Bestand gefährdet, die Kleine und die Große Hufeisennase sind sogar vom Aussterben bedroht. Neben dem Rückgang an geeigneten Jagdgebieten haben sie mit der zunehmenden Zerstörung ihrer Quartiere zu kämpfen. Insbesondere gehen Schlafquartiere regelmäßig durch Holzeinschlag, Gebäudeabriss oder Sanierungsarbeiten verloren. Auch Störungen der Winterruhe führen zu Bestandsverlusten. Um die Quartierssituation für die kleinen Nachtschwärmer zu verbessern, erwirbt die NABU-Stiftung in Thüringen Flächen mit Zugängen in unterirdische Quartiere. So ließ sie in Kooperation mit dem NABU-Kreisverband Saalfeld-Rudolstadt vor zwei Jahren Einflugsöffnungen zu Stollen fledermausfreundlich mit einem Stahlgitter verschließen. Dadurch können die Tiere besser einfliegen und sind gut vor Störungen im Winterschlaf geschützt.
Bedeutendes Winterquartier für Kleine Hufeisennasen
Wie erfolgreich die Maßnahmen zur Verbesserung der Quartierssituation waren, zeigte sich jetzt am vergangenen Wochenende. Fledermausschützer zählten insgesamt 238 Kleine Hufeisennasen sowie 20 Große Mausohren. Einige Wasserfledermäuse, Nordfledermäuse, Mopsfledermäuse, Fransenfledermäuse, Große Bartfledermäuse sowie ein Braunes Langohr konnten ebenfalls erfasst werden. Das sensationelle Ergebnis der diesjährigen Zählaktion überraschte am Ende auch die Fledermausfreunde des NABU-Kreisverbands, die sich seit Jahren um die fachliche Betreuung des Fledermausstollens kümmern. Denn wer hätte vor zwanzig Jahren gedacht, dass sich der Stollen mit seiner kleinen Wohngemeinschaft zu einem wichtigen Winterquartier für Kleine Hufeisennasen in Thüringen entwickeln würde? Damit das so bleibt, werden sich die Ehrenamtlichen vor Ort mit der NABU-Stiftung auch in den nächsten Jahrzehnten für den Erhalt des Fledermausstollens einsetzen.