Leben unter extremen Bedingungen
Neue Studie zu Wasserlebewesen im Naturparadies Grünhaus
20. November 2011 – Als guter Schwimmer und Räuber ist der Wasserzwerg in den heimischen Seen weit verbreitet. Im Niederlausitzer Naturparadies Grünhaus ist die kleine Wasserwanze sogar in einem durch Versauerung und Versalzung geprägten Gewässer der jungen Bergbaufolgelandschaft zu finden. Das zeigt eine erste Grundlagenstudie zum Vorkommen von aquatisch lebenden Wanzen, Käfern und Wasserpflanzen in vier Flachgewässern in Grünhaus, welche die NABU-Stiftung 2018 in Auftrag gegeben hat. Der Nachweis von bis zu 80 Arten an einem Weiher, darunter auch seltene Spezialisten und Pionierarten, beweist, wie schnell und vielfältig sich diese neuen Lebensräume ohne menschliches Zutun entwickeln. 2003 übernahm die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe das fast 2.000 Hektar große ehemalige Tagebaugebiet bei Finsterwalde und begleitet seither die Wildnisentwicklung in Grünhaus.
Ein Weiher und seine Bewohner
Die größte Vielfalt an wirbellosen Tierarten und Wasserpflanzen wurde in den Gewässern nachgewiesen, die sich durch Niederschlag füllen und eine günstige Wasserqualität aufweisen. Besondere regionale Bedeutung für seltene und gefährdete Wasserwanzen sowie Wasserkäfer hat ein Kleingewässer im westlichen Teil von Grünhaus. Verschiedene Laichkräuter, Armleuchteralgen und Seerosen wachsen in dem Weiher und ein Röhrichtgürtel aus Schilf, Rohrkolben und Teichsimse bietet Deckung sowie Nistmöglichkeiten für seltene Vogelarten wie den Drosselrohrsänger. Im Frühjahr und Sommer ist der gut durchwärmte und unbeschattete Weiher zudem wichtiger Lebensraum für Kreuzkröte und Co.
Wohnraum für Spezialisten und Pioniere
Auch in den vom Grundwasser gespeisten und dadurch sauren Tagebaugewässern in Grünhaus konnte Leben nachgewiesen werden. So ist der Boeckh-See, ein mittelgroßer Flachwassersee im Mainzer Land, ein wichtiger Lebensraum für einen stark gefährdeten Taumelkäfer (Gyrinus minutus) und eine vom Aussterben bedrohte Wasserwanze (Hesperocorixa castanea). In dem stark sauren und versalzenen Flachwasser der Seeteichsenke wurden insgesamt acht Arten entdeckt, die sich an diese Extremverhältnisse angepasst haben. Darunter sind der in Europa weit verbreitete Wasserzwerg (Plea minutissima) und eine Zuckmückenart, die für Wasservögel eine wichtige Nahrungsquelle darstellt. Die Ergebnisse erklären, warum während des Vogelzugs auch Watvögel wie der Große Brachvogel an der Seeteichsenke Station machen. Regelmäßig im Herbst nutzen zudem Hunderte Kraniche den 30 Hektar großen Flachwassersee als Schlafplatz.