Bedrohte Fischart entdeckt
Erste Erkenntnisse zum Fischbestand der Westerwälder Seenplatte
3. Dezember 2020 - Als Zwerg unter den Karpfen ist der Bitterling für Angler und Fischer kaum von Interesse und so verschwand diese Fischart in den letzten Jahrzehnten fast unbemerkt aus vielen Gewässern. In der Westerwälder Seenplatte in Rheinland-Pfalz ließen wir jetzt zum Winter den Brinkenweiher erstmalig nach drei Jahren vollständig ab, um die Stauanlage auf Schäden zu kontrollieren. Dabei wurde auch der Bitterling nachgewiesen, der in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedroht ist.
Gemeinsame Aktion mit Ehrenamtlichen und Fischereiwirtschaft
„Da seit 2018 kein Besatz und Abfischen stattgefunden hat, wussten wir nicht, was aktuell im Brinkenweiher schwimmt. Das Ablassen des Weihers wollten wir daher auch nutzen, um einen Überblick zu den vorkommenden Fischarten zu erhalten“, erklärt Stiftungsmitarbeiterin Inés Noll. Die Aktion fand gemeinsam mit ehrenamtlich Engagierten, dem erfahrenen Teichwart Helmut Schuster und Rüdiger Sikora von den Teichanlagen Meissel statt. Besonders erfreut waren die Beteiligten, dass keine Karpfen beim Ablassen entdeckt wurden. Denn Karpfen setzen als bodenwühlende Fische Nährstoffe aus dem Gewässergrund frei und verschlechtern damit die Wasserqualität für seltene Wasserpflanzen und Tiere.
Was schwimmt denn hier noch?
Zu den besonders häufigen Bewohnern des Brinkenweihers gehören Kleinfischarten wie Moderlieschen oder Bitterling. Letzterer kommt nur in Gewässern vor, in denen Großmuscheln wie die Große Teichmuschel oder die Große Flussmuschel leben. Die Muscheln dienen dem Bitterling-Nachwuchs als sichere Kinderstube in den ersten Lebenswochen. Mit dem Rückgang dieser Großmuschelarten durch Lebensraumverluste verschwand auch der Bitterling aus vielen Gewässern.
Aber auch invasive Arten wie der aus Nordamerika stammende Kamberkrebs und der asiatische Blaubandbärbling sind den Naturschützern ins Netz gegangen. „Überrascht hat uns alle, in welcher Menge die Kleinfische vorkommen. Das zeigt, dass sich die Fischbestände seit dem letzten Abfischen gut entwickelt haben“, freut sich Inés Noll. Der Großteil der Fische des Brinkenweihers wurde bei der Aktion über den Grundablass in den benachbarten Postweiher geschleust und findet dort nun ein neues Zuhause.
Um weitere Erkenntnisse für die künftige naturschutzfachliche Entwicklung der Westerwälder Seenplatte zu erhalten, erstellt die Universität Koblenz-Landau diesen Winter im Auftrag der NABU-Stiftung und des NABU Landesverbandes Rheinland-Pfalz eine Vorstudie zur Gewässerökologie der sieben Weiher.
Die Westerwälder Seenplatte in Rheinland-Pfalz ist ein Eldorado für Wasser- und Watvögel. Seit Herbst 2019 sind die sieben Gewässer in Stiftungsobhut dauerhaft für die Vogelwelt gesichert. Mehr →
Die sieben Seen der Westerwälder Seenplatte in Rheinland-Pfalz sind seit dem Herbst 2019 in Obhut der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe. Insgesamt 228 Hektar Gewässer und Ufersaum konnten so dauerhaft für die Natur und für die Region gesichert werden. Mehr →