Was läuft denn hier?
Bahndamm Altenburg wird zum Wanderkorridor für Mensch und Natur
7. Juni 2021 – Dieser grünlich-kupferfarben schimmernde Käfer ist ein echter Läufer. Er braucht ausgedehnte Sandflächen, wo er auf der Suche nach kleineren Insekten flink am Boden umherjagen kann. Ursprünglich war der Dünen-Sandlaufkäfer wie der Name belegt auf den Sanddünen entlang von Flüssen zu Hause. Heute bewohnt er vor allem Ersatzlebensräume wie Kies- und Sandgruben oder ehemalige Truppenübungsplätze. Doch auch besonnte Feldwege mit sandigem Untergrund können ihm gute Lebensbedingungen bieten. Zusammen mit der Naturforschenden Gesellschaft Altenburg wollen wir dem gefährdeten Sandlaufkäfer sowie anderen bedrohten Insektenarten helfen. So verwandeln wir einen ehemaligen Bahndamm zwischen Thüringen und Sachsen zum Wanderweg und Lebensraum für die Natur.
Bahndamm als Naturerlebnisweg…
Die stillgelegte Bahnstrecke bei Altenburg ist ein buntes Flächenband inmitten monotoner Ackerflächen und bietet vielen bedrohten Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Seit 2016 bewahrt die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe den 23 Kilometer langen Bahndamm zwischen Kotteritz und Narsdorf in ihrer Obhut. Auf dem thüringischen Trassenstück, das durch zahlreiche historische Viadukte geprägt ist, entwickelte die Naturforschende Gesellschaft Altenburg mit Hilfe von Landesfördermitteln Anfang des Jahres einen Naturerlebnisweg. Seit dem Frühjahr 2021 können Wanderer und Radfahrer den sogenannten „Viaduktweg“ zwischen Kotteritz und Beiern nutzen. Als Naturschutzstiftung steht für uns die Entwicklung von wertvollen Trittsteinbiotopen auf dem neuen Wanderweg im Mittelpunkt. So profitiert die Insektenwelt von dem durchgehenden Sandband, denn hier finden sonnenhungrige Insekten ideale Lebensbedingungen.
… und Lebensraum für Laufkäfer und Co.
Zahlreiche auf besonnte Sandflächen angewiesene Insektenarten haben bereits den neuen Wanderweg erobert. Dazu gehört der eingangs erwähnte Dünen-Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida), der in den umliegenden Sandgruben lebt und den Sandweg zum Wandern nutzt. Daneben ist der wärmeliebende Feld-Sandlaufkäfer (Cicindela campestris) sowie der Violette Ölkäfer (Meloe violaceus) auf dem gut besonnten Bahndamm unterwegs. Letzterer ist aus ökologischer Sicht eine besondere Art. Die parasitisch lebenden Ölkäfer-Larven warten an Blüten auf Wildbienen, um von ihnen in deren Bodennester transportiert zu werden und dort zu überwintern. Ölkäfer sind daher auf sandige, offene Flächen mit zahlreichen Bienennestern angewiesen. Um weitere Nistplätze für Wildbienen zu schaffen, ließen wir Sandhaufen an den Südhängen des Bahndamms aufschütten. Langfristig wollen wir mit einer Beweidung aus Ziegen und Schafen den Wanderkorridor für die Natur pflegen und für Mensch und Tier offenhalten.
Mehr zum Projekt
Zwischen Thüringen und Sachsen gibt es einen ehemaligen Bahndamm, den die NABU-Stiftung als möglichen Wanderkorridor für den Siebenschläfer Haselmaus bewahrt. Mehr →
Der alte Bahndamm bei Altenburg hat sich über die Jahre zu einem Wanderweg für die Natur verwandelt. Im Herbst 2016 erwarb die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe die 23 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Thüringen und Sachsen von der Deutschen Bahn AG. Mehr →