Auf den Brutinseln im Wilhelmsee bei Frankfurt (Oder) finden Flussseeschwalben sichere Brutplätze. - Foto: Johanna Tiefenbacher
Neue Brutinsel an der Grube Wilhelmsee
Mehr Platz für die Flussseeschwalbe
05. Juni 2024 – Flussseeschwalben leben an Küsten, Flussniederungen und größeren Seen mit klaren, fischreichen Gewässern, Kiesstränden und Inseln. Dort brüten sie in großen Kolonien auf Sandbänken und freigespülten Ufern und verteidigen gemeinsam ihre Nester gegen Fressfeinde. Doch durch menschliche Eingriffe wie Staudämme, Flussbegradigungen, Uferbefestigungen und Bebauung von Flächen gehen ihnen immer mehr Brutplätze verloren. Flussseeschwalben gelten mittlerweile als stark gefährdet und brüten im Binnenland meist nur noch auf künstlichen Nisthilfen. In der Grube Wilhelmsee bei Frankfurt (Oder), einem Schutzgebiet der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe, stellt der NABU Frankfurt (Oder) Brutinseln für Flussseeschwalben zur Verfügung. Diese künstlich angelegten Inseln bieten den Vögeln sichere und ungestörte Brutplätze. Im April 2024 wurde eine weitere Brutinsel eingerichtet, auf der sich bereits ein Brutpaar niedergelassen hat.
Sichere Brutplätze für die eleganten Flieger
Flussseeschwalben sind wendige und geschickte Flieger. Ihren Namen verdanken sie ihrem eleganten Flugstil und dem gegabelten Schwanz, obwohl sie nicht mit den Schwalben, sondern mit den Möwen verwandt sind. Sie haben einen weiß-grauen Körper, hellgraue Flügel und im Prachtkleid ziert eine schwarze Kappe ihren Kopf. Ihr orangeroter Schnabel hat eine schwarze Spitze. Wenn sie durch die Luft fliegen, sind ihr weißer Bauch und die hellen inneren Schwungfedern gut zu sehen.
Flussseeschwalben fangen ihre Beute, hauptsächlich kleine Fische, Krebse und Insekten, mit schnellem Eintauchen aus dem Flug heraus. Klare und fischreiche Gewässer mit Kiesstränden und Inseln sagen der Seeschwalbe besonders zu. Im Herbst ziehen sie nach West- und Südafrika, kehren aber ab April zurück.
Um dem Schwund ihrer natürlichen Brutplätze entgegenzuwirken, können Brutinseln eine gern angenommene Hilfe für die Vögel sein. Es handelt sich hierbei um große Flöße, die mit Kies- und Sandaufschüttungen ausgestattet sind, die die natürlichen Brutplätze imitieren. Außerhalb der Brutsaison werden sie regelmäßig repariert und gereinigt. Die Brutinseln sind im Gewässer fest verankert. Sie schwimmen weit genug über der Wasseroberfläche und sind mit einem Zaun umrandet, sodass auch schwimmende Raubtiere sie schwer erreichen können. Mehrere Brutpaare finden auf einer Brutinsel Platz.
Der NABU im Einsatz
Der rund 25 Hektar große Wilhelmsee entstand im Zuge des Kohleabbaus bei Brieskow-Finkenheerd süd-östlich von Frankfurt (Oder). Seit 2017 liegen der See und das umgebende Grubengelände des Wilhelmsschachts im Gesamtumfang von rund 93 Hektar im Eigentum der NABU-Stiftung, die große Teile des Areals für die ungestörte Naturentwicklung bewahrt. Der NABU Frankfurt (Oder) beobachtete 2023 insgesamt 40 Flussseeschwalben-Brutpaare, die auf den bisherigen drei Brutinseln am Wilhelmsee brüteten. In Brandenburg schwankten die Zahlen der Brutpaare in den letzten zehn Jahren zwischen 450 und 700, im letzten Jahr waren es mindestens 530. Damit gehört der Wilhelmsee zu den bedeutenderen Brutvorkommen.
Die nun neu hinzugekommene Brutinsel stammte ursprünglich vom Naturschutzfonds Brandenburg. Da sie an anderer Stelle nicht mehr gebraucht wurde, übergab der Naturschutzfonds sie an die örtliche NABU-Gruppe, die damit am Wilhelmsee die Brutmöglichkeiten für die Flussseeschwalbe erweiterte. Der NABU Frankfurt (Oder) und die NABU-Stiftung können so einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Population der gefährdeten Flussseeschwlbe und deren Lebensraum in Brandenburg zu erhalten.
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In Brandenburg liegen die meisten und die größten Schutzgebiete der NABU-Stiftung, beispielsweise das ehemalige Tagebaugebiet Grünhaus, das Vogelparadies Gülper See oder das Biesenthaler Becken. Mehr →