Für mehr Licht und Wasser
Ökologischer Waldumbau am brandenburgischen Wittwesee
4. April 2019 – Von Natur aus wächst die Fichte in Wäldern des Hoch- und Mittelgebirges. Wegen ihrem schnellen Wachstum und der geringen Standortansprüche wird die Fichte seit vielen Jahrhunderten forstwirtschaftlich genutzt und gehört heute zur am stärksten verbreiteten Baumart in Deutschland. Doch Fichten benötigen sehr viel mehr Wasser als unsere heimischen Laub- und Nadelbäume. Aus diesem Grund pflanzte man diesen Gebirgsbaum früher vor allem an Mooren und Seeufern. Am Wittwesee im Naturschutzgebiet „Stechlin“ gefährdet die Fichte mit ihrem hohen Wasserbedarf die Entwicklung der standorttypischen Moor- und Feuchtwäldern und langfristig auch die Stabilität der Wasserstände. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg ließ die NABU-Stiftung deshalb im Rahmen des EU-Projektes „LIFE Feuchtwälder“ Fichten sowie einige Kiefern in einem Waldstück am Wittesees fällen.
Naturnahe Wälder statt monotone Forstwälder
Das Stechlin-Gebiet liegt im Norden Brandenburgs bei Rheinsberg und besitzt alte Laubmischwaldbestände sowie zahlreiche, in Teilen naturnahe Moorwälder. Doch obwohl die Flächen als Naturschutzgebiet geschützt sind, ist hier die Welt bei weitem nicht in Ordnung. Große Flächen sind anstelle der von Natur aus vorkommenden Buchenwaldgesellschaften mit Kiefern und Fichten aufgeforstet worden. Auch um den Wittwesee herum gibt es noch zahlreiche Fichten- und Kiefernforste, die sich ohne lenkende Eingriffe nur sehr langsam zu ökologisch wertvollen Mischwäldern entwickeln werden. Als NABU-Stiftung setzen wir uns deshalb seit vielen Jahren für eine ökologische Waldentwicklung im Stechlin-Gebiet ein.
Um Platz für junge Laubholzsämlinge zu schaffen, konnte Anfang 2019 dank dem EU-LIFE-Projekt ein dichter Nadelwaldbestand in Stiftungsbesitz aufgelichtet werden. Es wurden vor allem ältere Bäume gesägt, weil diese besonders stark durch Beschattung und Samenbildung das Aufkommen von Laubbäumen verhindern. Zudem trocknen durch den hohen Wasserverbrauch der Fichten die Moorböden immer weiter aus. Die gefällten Bäume verbleiben als Totholz auf der Fläche. Sie bieten hier Lebensraum für holzzersetzende Pilze und Insekten und helfen, einen natürlichen Waldboden aufzubauen, der das Wasser im Gebiet speichert. Die liegen gebliebenen Fichtenstämme schützen mit ihrem Astgewirr künftig auch den Aufwuchs junger Laubbäume vor dem Verbiss durch Rehe. Langfristig wird die Baumfällung den Grundwasserstand im Gebiet stabilisieren und den Wittwesee als einen der wertvollen Klarwasserseen im Naturschutzgebiet „Stechlin“ sichern.
Im Rahmen des LIFE+ Natur Projekts „LIFE Feuchtwälder“ sollen von 2014 bis 2022 in 10 Natura 2000 Gebieten der Fließgewässersysteme Stepenitz, Dahme und Rhin Auen- und Moorwälder erhalten oder wiederhergestellt werden. Rund 3,8 Millionen Euro fließen dafür aus dem LIFE-Programm der Europäischen Union nach Brandenburg. Die Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg steuert rund 1,3 Millionen Euro aus der Ersatzzahlung bei. Bei der Umsetzung des Projekts wird das Projektteam des Naturschutzfonds von dem Landesamt für Umwelt (LfU) Brandenburg sowie der NABU Stiftung und der Stiftung Euronatur unterstützt.
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