Dem Samtfalter auf der Spur
Neue Ergebnisse zur Schmetterlingswelt in Grünhaus
23. August 2019 – Auch wenn er auf den ersten Blick recht unscheinbar aussehen mag, ist der Eisenfarbige Samtfalter eine Rarität unter den Tagfaltern. In Brandenburg gilt er als vom Aussterben bedroht und ist in Deutschland streng geschützt. Der eher anspruchsvolle Tagfalter bewohnt offene, trockenwarme Sandstandorte sowie locker bewachsene Sandtrockenrasen. Seine Eier legt er vor allem am Silbergras ab, eine in Grünhaus häufig vorkommende Pionierpflanze. Neben dem seltenen Samtfalter gibt es zahlreiche weitere Spezialisten unter den Tagfaltern, die in der jungen Bergbaufolgelandschaft bei Finsterwalde eine Heimat gefunden haben.
48 Tagfalterarten in Grünhaus nachgewiesen
Insgesamt 48 Tagfalterarten und damit rund 40 Prozent der in Brandenburg und Berlin vorkommenden Arten wurden in einer aktuellen Studie im Naturparadies Grünhaus nachgewiesen. Zwölf Arten stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten für Brandenburg, darunter sind der vom Aussterben bedrohte Eisenfarbige Samtfalter (Hipparchia statilinus) und der ebenso bedrohte Kurzschwänzige Bläuling (Cupido argiades). 75 Prozent der Arten sind Spezialisten, die wie der erwähnte Samtfalter oder der Segelfalter (Iphiclides podalirius) ganz spezielle Ansprüche an einen Lebensraum haben. Nur ein Viertel der Tagfalterarten in Grünhaus sind sogenannte „Allerweltsarten“, die wie beispielsweise der Hauhechel-Bläuling verschiedenste Lebensräume besiedeln können. Der hohe Anteil an gefährdeten und spezialisierten Tagfaltern zeigt, wie wichtig die reich strukturierte junge Bergbaufolgelandschaft aus Rohböden, Sandtrockenrasen, Besenginsterheiden für die heimische Schmetterlingswelt ist.
Neue Erkenntnisse zur Tagfalterfauna dank Bachelorarbeit
Seit 2007 wird vom Projektbüro Grünhaus ein ehrenamtliches Monitoring zur Erfassung der Tier- und Pflanzenwelt umgesetzt, um die Entwicklung der rund 2.000 Hektar großen ehemaligen Tagebaufläche naturschutzfachlich zu begleiten und zu dokumentieren. Als die Studentin Patricia Müller 2017 ihr Praxissemester im Projektbüro absolvierte, war schnell klar, dass Potential für „noch mehr“ vorhanden ist. Ihre Faszination für Tagfalter und die Bergbaufolgelandschaft sowie ein reicher Datenfundus des Projektbüros ließen die Idee für eine Bachelorarbeit zur Tagfalterfauna entstehen. Dafür wertete die Studentin auf sechs ausgewählten Probeflächen die ehrenamtlich erfassten Tagfalterdaten sowie eigene Geländeerfassungen aus dem Jahr 2018 aus. Unter Betreuung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden und der NABU-Stiftung entstand so eine umfangreiche Bachelorarbeit, deren Ergebnisse seit Anfang 2019 im Projektbüro vorliegen.
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