Große Wildnisgebiete wie der Anklamer Stadtbruch in Mecklenburg-Vorpommern sind für die Natur als Rückzugsraum überlebenswichtig. - Foto: Stefan Schwill
Das Netz enger weben
Projekt zur Vernetzung und Erweiterung von Wildnisgebieten
Viele Argumente sprechen für Wildnis: biologische Vielfalt, unersetzliches Naturkapital, Klima- und Hochwasserschutz, Tourismus und Erholung, Bildung und Forschung, und nicht zuletzt Gerechtigkeit und Verantwortung für uns, unsere Kinder und Enkel. Doch durch den hohen Nutzungsdruck sind in Deutschland Gebiete, in denen sich die Natur frei entfalten kann, sehr selten geworden. Besonders große Wildnisgebiete bieten durch ihre großflächige Ausdehnung ungestörte Lebensräume für einige unserer eindrucksvollsten heimischen Arten wie Luchs, Wildkatze, Rothirsch oder Steinbock. Darüber hinaus entfalten sich die Lebensgemeinschaften von Tieren, Pflanzen und Pilzen in solchen Gebieten besonders gut und lassen eine bemerkenswerte Vielfalt entstehen.
Wildnisgebiete sind häufig voneinander isoliert
Doch heute sind viele der letzten Wildnisgebiete in Mitteleuropa voneinander isoliert. So sind verinselte Naturräume für viele Populationen zu klein, um dort dauerhaft zu bestehen. Innerhalb eines Netzwerkes von Lebensräumen wirken daher große Wildnisgebiete als Kernbereiche. Von hier aus können Arten überlebensfähige Populationen entwickeln und sich über Trittsteine in andere Gebiete ausbreiten. Dieser Biotopverbund ist jedoch vielerorts nicht durchgängig. Häufig gibt es in unmittelbarer Nähe von Verbundlücken vielfältige Flächen, die bereits im Eigentum von Naturschutzorganisationen wie der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe sind. Durch den Einbezug der benachbarten Naturschutzflächen könnten die Lücken geschlossen und die Lebensräume an den entscheidenden Stellen enger vernetzt werden.
Wildnis besser vernetzen
Im Rahmen eines Kooperationsprojektes engagierte sich die NABU-Stiftung zwischen 2017 und 2019 zusammen mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN), der Naturstiftung David und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) für die Vergrößerung bestehender Wildnisgebiete in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern sowie für die Entwicklung und Vernetzung neuer Wildnisflächen, um einen durchgängigen Biotopverbund zu schaffen. Ziel des Projektes war, Finanzierungsansätze zur Erweiterung der Wildnisgebiete und die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Flächeneigentümern zu erproben und daraus weitere Projekte zu entwickeln. Darüber hinaus wurde der Austausch zwischen Naturschutzorganisationen mit Flächeneigentum gefördert, um die Lücken im Biotopverbund zu schließen und das Netz an Wildnisgebieten enger zu weben.
Das Entwicklungs- und Erprobungsvorhaben „Arrondierungs- und Vernetzungspotenziale für Flächen des Nationalen Naturerbes und für Wildnisgebiete“ wurde vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.