Fuchs, du hast die Gans gestört
Neues von der Kranich- und Gänserast in Grünhaus
26. November 2019 – „Es ist nicht immer einfach, alles im Auge zu behalten“, meint Sandra Stahmann, Stiftungsmitarbeiterin und eine seit vielen Jahren engagierte Zugvogel-Zählerin in Grünhaus. Denn mittlerweile stehen Kranichen und Wildgänsen mehrere neu entstandene Gewässer in dem ehemaligen Tagebaugebiet in Südbrandenburg während der Rast zur Verfügung. „Kommt ein Fuchs daher, geht es einfach schwupp über die Böschung in den nächsten See – und der listige Räuber hat das Nachsehen. Das macht das Zählen aber auch schwieriger.“, berichtet die Stiftungsmitarbeiterin. Aber am Ende lohnt es sich: So wurden bis zu 1.400 Kraniche und über 10.000 nordische Gänse während der herbstlichen Rast 2019 im Naturparadies Grünhaus gezählt.
Seeteichsenke ist wichtigster Schlafplatz für Kraniche
Bis zu drei Monate rasten Kraniche aus Skandinavien, Tschechien und dem Baltikum in Grünhaus, bevor sie in ihre Winterquartiere nach Spanien und Frankreich weiterfliegen. Früh morgens fliegen sie zur Nahrungssuche auf die Felder und Wiesen in der Umgebung von Grünhaus. Zum Schlafen suchen Kraniche knietiefe, übersichtliche und ungestörte Gewässer aus, wie die am Panoramaweg liegende Seeteichsenke. Denn nur in solchen Flachgewässern können sie stehend schlafen und sind gut vor nächtlichen Attacken durch Räuber wie den Fuchs geschützt. Höhepunkt der Kranichrast war in diesem Jahr das dritte Oktoberwochenende, wo etwa 1.400 Kraniche die abendlichen Sammelplätze in und um Grünhaus aufsuchten.
10.000 Gäste aus dem hohen Norden
Die Gänserast erreichte ihren Höhepunkt im Rastgebiet Grünhaus bereits Ende Oktober 2019. Über 10.000 nordische Gänse konnten an einem Morgen gezählt werden, darunter vor allem Tundrasaatgänse und einige Blässgänse, die im Sommer in der Tundra und Taigaregionen brüten. Besonders beliebt als Schlafplatz ist der sich seit 2013 entwickelnde See „Schwarze Keute“, weil die weitläufige Senke mit den breiten unbewachsenen Rohbodenufern störungsarm und übersichtlich ist. Nahende Räuber wie Fuchs und Seeadler werden so schon von weitem entdeckt. „Zudem fressen Gänse auch gerne Sand oder kleine Kieselsteinchen als Verdauungshelfer…“, fügt Sandra Stahmann noch hinzu, „… zumindest Sand ist an der Schwarzen Keute ja reichlich vorhanden.“
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