Buntspecht - Foto: NABU/Hubertus Schwarzentraub
Ein Naturparadies lebt auf
Mittelspecht und Co. fühlen sich am Heerter See wohl
19. Januar 2021 – Auf den ersten Blick könnte man den Mittelspecht mit dem wesentlich häufigeren Buntspecht verwechseln. Doch ist er etwas kleiner und durch eine leuchtend rote Kopfplatte gut zu erkennen. Anders als der Buntspecht bewohnt der Mittelspecht vor allem Laubwälder mit alten Eichen und Buchen sowie mit viel Alt- und Totholz. Denn nur dort kann er ausreichend Nahrung finden und seine Bruthöhlen zimmern. In den Stiftungswäldern am Heerter See in Niedersachsen fühlt sich die Mittelspecht seit einigen Jahren wohl. Nach der jüngsten Brutvogelzählung steigen die Brutbestände in dem Naturparadies beim Mittelspecht wie auch bei anderen Specht- und Waldvogelarten. Diese Entwicklung ist ein gutes Zeichen für die naturnahe Entwicklung der Stiftungswälder am Heerter See.
Naturnah klopft es sich besser
Der in den 50er Jahren zur Industrienutzung angelegte See bei Salzgitter bietet vielen Arten einen geschützten Lebensraum und ist seit 2007 in Obhut der NABU-Stiftung. Seither dürfen sich die angrenzenden rund 70 Hektar großen Laubmischwälder ungestört entwickeln. 2008 überließen wir zudem eine durch Windwurf und Insektenfraß kahl gewordene Fichtenfläche der natürlichen Wiederbewaldung. Rasch entwickelte sich hier ein dichter Jungbestand aus zahlreichen Laubbaumarten, die seither zu einer neuen Waldgeneration heranwachsen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der aktuellen Brutvogelzählung wider.
Besonders die an Alt- und Totholz gebundenen Vogelarten kommen immer häufiger vor, seitdem die Wälder am Heerter See nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden: So verdoppelte sich in den letzten fünf Jahren der Bestand an Buntspechten auf 15 Brutpaare. Auch der seltenere Mittelspecht wurde 2020 häufiger gezählt und zog in drei Brutrevieren seinen Nachwuchs auf. Schwarz-, Grau-, Grün- und Kleinspecht ließen sich ebenfalls beim Brutgeschäft beobachten. Von der Anwesenheit der Spechte profitieren viele weitere Waldbewohner, die selbst keine Höhlen bauen können. Im Stiftungswald bei Salzgitter steigen daher auch die Brutzahlen bei Waldkauz, Kleiber, Waldbaumläufer und anderen Brutvögeln des Waldes.
Mehr als 90 Brutvogelarten gezählt
Insgesamt 93 Vogelarten konnte das Team aus ehrenamtlichen Schutzgebietsbetreuern 2020 bei der Brut beobachten. Bei den Wasservögeln und Schilfbrütern haben sich die Bestände ebenfalls etwas erholt. In der Vergangenheit bedrohten hohe Bestände an Wildschweinen sowie verschiedenen Beutegreifern den Bruterfolg von Blaukehlchen, Zwergtaucher und anderen bodennah im Schilf lebende Arten. Mit Hilfe eines naturschutzfachlich geschulten Jägers engagieren wir uns seit 2016 mit einem neuen Jagdkonzept für den Schutz gefährdeter Brutvögel. Davon profitierten 2020 vor allem Haubentaucher, Zwergtaucher und Wasserralle. Das scheue Blaukehlchen konnte in insgesamt sieben Revieren bei der Brutpflege beobachtet bzw. gehört werden.
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