Bereit für den Einzug
NABU-Stiftung schafft neue Kleinstlebensräume für Eidechse und Co.
15. Oktober 2021 – „Die vier modernen Neubauten befinden sich am Rande der Stadt Naumburg in Sachsen-Anhalt, auf einer etwa 16 Hektar großen ehemaligen Kiesfläche. Die komfortable Ausstattung aus verschiedenen Natursteinen lässt keine Wünsche offen und das gelungene Raumkonzept überzeugt Groß und Klein. Die Wohnungen stehen seit Anfang Oktober 2021 zum Erstbezug bereit.“ So könnte das Wohnungsinserat lauten, wenn Zauneidechsen, Steinschmätzer und Co. lesen könnten. Doch auch ohne Werbung werden die Stein-, Kies- und Sandhaufen auf unserer Stiftungsfläche in der Kiesgrube Eulau neue „Mieter“ finden. Denn diese bieten wertvolle Strukturen für zahlreiche bedrohte Tiere.
Kiesgruben als wertvolle Ersatzlebensräume bewahren
Abbaugebiete wie Kiesgruben sind heute wichtige Ersatzlebensräume für viele sogenannte Pionierarten. Wärmeliebende Arten wie Eidechsen, Laufkäfer oder Heuschrecken fühlen sich auf den vegetationsarmen Sandflächen wohl. Wildbienen und Schmetterlinge profitieren von den blütenreichen Magerrasen. Für die Vogelwelt bietet die vielfältige Grubenlandschaft wertvolle Rückzugsorte. So kommt der vom Aussterben bedrohte Steinschmätzer heute vor allem in Kiesgruben vor.
Bundesweit bewahren wir als NABU-Stiftung Nationales Naturerbe mittlerweile etwa zwanzig ehemalige Gruben für die Natur. Dazu gehört seit 2011 auch eine etwa 16 Hektar große Grubenfläche des Kieswerk Naumburg/Eulau in Sachsen-Anhalt. Um die Fläche für die Natur vor Ort aufzuwerten, ließen wir im Herbst 2021 vier Haufen aus Stein, Sand, Kies und Natursteinen anlegen. Das Gesteinsmaterial stammt von den benachbarten Grubenflächen und wurde von dem Kiesunternehmen zur Verfügung gestellt. Die neuen Quartiere ersetzen zudem temporär entstandene Biotope, die auf einer Nachbarfläche durch eine Rückverfüllung wieder verschwinden.
Zweitwohnungen mit unterschiedlicher Ausstattung
Je nach dem Gesteinsmaterial der Quartiere fördern wir unterschiedliche Arten: So nutzen Reptilien wie die Zauneidechse Steinhaufen gerne als Sonnenbank und sandgefüllte Hohlräume zur Eiablage. Durch die lockere Aufschichtung entstehen zudem zahlreiche Hohlräume, die Unterschlupf für kleine Säugetiere bieten. Auch der stark bedrohte Steinschmätzer könnte sich hier einnisten, denn er baut seine Nisthöhlen gerne zwischen Steinen und Felsspalten.
Mit dem Sandhaufen wollen wir Wildbienen oder Grabwespen helfen, die ihre Nester gerne in offenen Sandböden legen. Die Kieshaufen sind für wärmeliebende Insekten wie Laufkäfer und Heuschrecken geeignet. Sogar der seltene Flussregenpfeifer könnte hiervon profitieren, der als Kiesbrüter auf unbewachsene Kiesinseln angewiesen ist. Bis zum kommenden Frühjahr werden wir uns allerdings noch gedulden müssen, um alle neuen „Mieter“ willkommen zu heißen.
Steinhaufen können einen wertvollen Beitrag für die Artenvielfalt leisten. In der Hutelandschaft Altranft-Sonnenburg sowie im Felchowseegebiet in Brandenburg schufen wir daher im Herbst 2020 aus alten Steinen neue Lebensräume für die Natur. Mehr →
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