Was quakt denn da?
Kreuzkröte & Co. fühlen sich in Grünhaus inzwischen wohl
11. Dezember 2015 – Ein umfangreiches Vorhaben hatten sich Dr. Stefan Röhrscheid und sein Team an ehrenamtlichen Feldforschern für 2014/2015 in Grünhaus vorgenommen, um die Gewässerentwicklung in der ehemaligen Tagebaulandschaft und deren Bedeutung für die Amphibienwelt zu untersuchen. So erfassten sie flächendeckend nicht nur Kröten, Frösche und Co., sondern kartierten darüber hinaus 116 Gewässer in Grünhaus nach Größe und Wasserqualität. Die Ergebnisse sind jetzt im Biomonitoring-Bericht 2014/2015 erschienen und bestätigen, dass das Niederlausitzer Naturparadies viel für Amphibien zu bieten hat.
Zehn Amphibienarten nachgewiesen
Die häufigste und wohl verbreitetste Amphibienart in Grünhaus ist die Kreuzkröte. Sie ist eine Pionierart, die häufig auf den offenen und warmen Sandflächen in Grünhaus lebt und die flachen Kleingewässer als Laichplätze nutzt. Auch Grünfrösche wie Teich- und Wasserfrosch sowie die bedrohte Knoblauchkröte fühlen sich in Grünhaus sehr wohl und konnten im gesamten Tagebaugebiet nachgewiesen werden. An jedem vierten untersuchten Gewässer ließen sich sogar Moorfrosch und der in Brandenburg stark gefährdete Europäische Laubfrosch beobachten. Darüber hinaus erobern langsam Erdkröten und Teichmolche die Bergbaufolgelandschaft, vereinzelt konnten zudem Arten wie die seltene Rotbauchunke, der Kammmolch und der Grasfrosch erfasst werden.
Wichtig für die Verbreitung der Amphibien in Grünhaus sind die vielen Kleingewässer, die sich durch Niederschlag füllen und dadurch eine günstige Wasserqualität aufweisen. Auch die mittelgroßen Flachwasserseen, wie zum Beispiel der künftige Boeckh-See im Mainzer Land, haben sich inzwischen zu wertvollen artenreichen Gewässern entwickelt. Die großen Wasserflächen in Grünhaus (z.B. Grünhauser See und Seeteichsenke) werden hingegen von Grundwasser gespeist und sind deshalb noch zu sauer für Amphibien oder andere Wasserlebewesen. Hier sammeln sich im Herbst allerdings Tausende Kraniche und Saatgänse, die die großen Flachwasserseen als Schlafplatz nutzen.
Von kleinen und großen Entdeckungen
Neben den Amphibien gibt es unzählige weitere Tier- und Pflanzenarten, die die Tagebau-landschaft erfolgreich wiederbesiedeln und zu einer neuen Wildnis verwandeln. Im Herbst 2014 gelang dem Naturfotografen Dirk Donner der erstmalige Nachweis des Habichtskrautspinners (Lemonia dumi) in Grünhaus, einer in Deutschland sehr seltenen und in Brandenburg vom Aussterben bedrohten Falterart. Eine weitere Sensation war das Foto eines kleinen rund acht Wochen alten Wolfswelpen, der uns im Sommer 2015 in die Fotofalle tappte. Die Bilder bestätigten unsere seit langem gehegte Vermutung, dass sich eine junge Wolfsfamilie in Grünhaus angesiedelt hat. Wir sind gespannt auf das nächste Jahr und auf weitere Neuankömmlinge in unserem Naturparadies.